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Solidarität mit dem Streik an der Charité
17.11.2011 | 18:48 Uhr

Liebe Kulturschaffende,

seit dem 12. September streiken in Berlin Beschäftigte der Charité Facility Management GmbH (CFM) gegen Billiglöhne und für einen Tarifvertrag.

Die CFM wurde 2006 aus dem Charité Universitätsklinikum ausgegliedert und teilprivatisiert. Dort werden Stundenlöhne unter acht Euro gezahlt, die Beschäftigten klagen über schlechte Arbeitsbedingungen und großem Druck. Einen Tarifvertrag gibt es nicht, stattdessen werden Verträge individuell abgeschlossen und die Belegschaft so gespalten.

Die CFM ist ein Beispiel dafür, wie Privatisierung und Gewinnorientierung im Gesundheitswesen Einzug halten und dadurch die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten und in der Folge auch die Dienstleistung am Patienten massiv verschlechtert werden.

Der Arbeitgeber geht mit rabiaten Mitteln gegen die Streikenden vor: es wurden Hausverbote gegen GewerkschafterInnen ausgesprochen, Mitarbeiter haben von Drohungen mit Abmahnungen und Kündigung berichtet, es wird eine martialisch aussehende private Sicherheitsfirma zur Einschüchterung der KollegInnen eingesetzt.

51 Prozent des ausgegliederten Unternehmens gehören dem Land Berlin. Private Teilhaber sind die Firmen Vamed, Dussmann und Hellmann. In Berlin betreibt die Dussmann-Gruppe zur Imagepflege das so genannte „Kulturkaufhaus“ in der Friedrichstraße. Dieses war wiederholt Ziel von Demonstrationen und Protestaktionen der Streikenden. Mittlerweile werden dort Hausverbote gegen GewerkschafterInnen und Streikende ausgesprochen, um zu verhindern, dass KundInnen auf die Verantwortung Dussmanns für Niedriglöhne hingewiesen werden.

Aus diesem Grund möchten wir Kulturschaffende bitten, mit einem Solidaritätsaufruf für die Streikenden darauf hinzuweisen, dass Menschen nur am kulturellen Leben teilnehmen können, wenn sie dazu auch die finanziellen Mittel haben – alles andere führt zu einem Ausschluss aus gesellschaftlichem und kulturellem Leben.

Als Anlage: der Aufruftext


WAHRER KUNSTGENUSS
OHNE KRITISCHE HALTUNG
IST UNMÖGLICH

DER KÜNSTLER HAT NICHT NUR
EINE VERANTWORTUNG
VOR DER GESELLSCHAFT
ER ZIEHT DIE GESELLSCHAFT ZUR VERANTWORTUNG

Bertolt Brecht, nachlesbar auf den Stelen vorm BE

Solidarität mit dem Streik an der Charité
Kulturelle Teilhabe braucht gute Löhne

Wir – Schriftsteller, Musiker … - erklären unsere Solidarität mit dem Streik der Beschäftigten beim Charité Facility Management in Berlin.

Löhne müssen ausreichen, um ein würdiges Leben zu führen. Das ist mit unter acht Euro in der Stunde unmöglich. Wir unterstützen die Forderung nach einem Tarifvertrag, denn nur dadurch ist es Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern möglich, ihren berechtigten Interessen am Arbeitsplatz Geltung zu verschaffen. Dass dies in einem Unternehmen, das mehrheitlich dem Land Berlin gehört, nicht umgesetzt wird, halten wir für einen politischen Skandal.

Insbesondere klagen wir aber auch die privaten Teilhaber an der CFM, die Firmen VAMED, Hellmann und Dussmann, an, die auf dem Rücken der CFM-Beschäftigten Profite machen.

Gerade die Dussmann-Gruppe präsentiert sich in Berlin mit ihrem Kulturkaufhaus in der Friedrichstraße und anderen Projekten als sozial und kulturell engagiert. Menschen können aber nur am kulturellen Leben teilnehmen, wenn sie dazu eine ausreichende finanzielle Basis haben. Das ist bei immer mehr Beschäftigten, und eben auch bei den CFM-Mitarbeitern – nicht gegeben.

Kulturelle Teilhabe braucht gute Löhne! Wir fordern den Berliner Senat, die CFM-Geschäftsführung, und die Firmen VAMED, Dussmann und Hellmann auf, die Forderung der Streikenden nach einem Tarifvertrag und angemessener Bezahlung für gute Arbeit, zu erfüllen.




 
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