Berliner CFM-KollegInnen auf Soli-Besuch in Hamburg
"Aber ver.di Hamburg war ja entmutigend"
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir haben euren Kampf seit Mai verfolgt, als ihr noch mit allen KollegInnen der Charité gemeinsam kämpftet. Und jetzt unter noch schwierigeren Bedingungen schon in der elften Woche den Kampf allein fortsetzt. Aber wir sind nicht nur voll Achtung und Respekt vor der langen Dauer eures Kampfes sondern auch, weil ihr für alle Outgesourcten im Lande steht! Ihr seid ihre Stimme!
Durch KollegInnen aus Berlin, eure Homepage und Medien erfahren wir von euren vielen Aktionen und Aktivitäten in Berlin. Wir haben es daher begrüßt, daß ihr mit vielen KollegInnen gestern nach Hamburg gekommen seid, zu Hellmann und zur Kundgebung vor dem UKE. Wir vom Jour Fixe Gewerkschaftslinke Hamburg haben zusammen mit KollegInnen von anderen linken Gruppen dafür organisiert. Wir hoffen, daß ihr eure Fahrt nach Hamburg als sinnvoll und als Erfolg einstuft.
Unten ein kurzer Bericht zu eurem gestrigen Besuch. Ein paar kritische Bemerkungen unsere eigene Gewerkschaft betreffend, ver.di Hamburg, durften der Ehrlichkeit halber nicht fehlen! Wir bemühen uns (mit anderen Gruppen zusammen) von Hamburg aus euch zu unterstützen!
Dieter Wegner (Vorbereitungsgruppe Jour Fixe), 23. November 2011
Outgesourcte aller Länder vereinigt euch!
200 streikende Kolleginnen und Kollegen von Charity Facility Management (CFM) aus Berlin waren in vier Bussen nach Hamburg-Wilhelmsburg gereist, um vor dem Riesengelände der Firma Hellmann, die Anteilseigner bei CFM ist zu demonstrieren. Sie wurden gegen elf Uhr von Hamburger KollegInnen mit Transparenten begrüßt, einige Hamburger Kollegen waren schon vorher in Berlin bei einigen der zahlreichen Proteste und Kundgebungen gewesen. Die Berliner KollegInnen streiken seit elf Wochen gegen Billiglöhne, schlechte Arbeitsbedingungen und für einen Tarifvertrag.
Hamburger Aktivisten hatten ein Transpi gemalt: Outgesourcte aller Länder vereinigt euch.
Von Seiten der Hellmann-KollegInnen gab es kaum Interesse am Protest. Lediglich ein arbeitswütiger Hellmann-LKW-Fahrer ging auf die Berliner Gäste los, wurde aber vom Werkschutz zurückgehalten. Nach einer dreiviertel Stunde hatten die Hellmann-Fahrer dann wieder freie Fahrt, weil der Berliner AktivistInnen noch zum UKE (Universitätsklinikum Eppendorf) wollten, dem größten Hamburger Krankenhaus.
Dort wurden sie von ca. 60 solidarischen KollegInnen begrüßt, darunter auch der Personalratsvorsitzende von KLE (Klinik Logistic Eppendorf), einer ebenfalls ausgesourcten Firma. Die Kundgebung um 13 Uhr vor dem UKE war dann nicht wie abgemacht vor dem Haupteingang, wo halt alle Beschäftigten und BesucherInnen langmüssen sondern war von verdi ein paar hundert Meter weiter an einen einsamen Nebeneingang verlegt worden. Eine extra aus Bremen angereiste Krankenschwester und der Unterzeichnende dieses Berichtes bemängelten das am Mikrofon[*]. Einige Redner kritisierten die Rolle der SPD bei Outsourching und Privatisierung sowohl in Berlin als auch in Hamburg. Die Rolle von ÖTV/ver.di dabei wurde jedoch nicht erwähnt. Die Protestierer ließen sich diese ver.di-Lenkung nicht gefallen und zogen mit Sprechchören dann noch vor den Haupteingang.
Die Streikenden sind in der gleichen Lage wie Millionen Outgesourcte in Deutschland - sie zeichnet aber aus, daß sie kämpfen! Sie sind zu einer Stimme der Outgesourcten geworden! Um so mehr hätten sie verdient, daß sie optimal in Hamburg empfangen und unterstützt wurden. Daß überhaupt einige Dutzend KollegInnen zur Begrüßung vor Hellmann und vor dem UKE da waren, ist einigen linken Hamburger Gruppen zu verdanken, die in ihrem Umkreis auf den Besuch aufmerksam gemacht hatten. Das hatte der ver.di-Apparat nicht gemacht. Nicht mal die Medien informiert! (Jedenfalls waren keine sichtbar!). Ich stelle mir immer noch vor: Wenn vom ver.di-Apparat wirklich mobilisiert würde für eine derartiges Treffen, würden hunderte ver.di-Mitglieder erscheinen (und aus anderen Gewerkschaften, denn Outsourcing ist ein allgemeiner Mißstand).
Eine Berliner Kollegin, die diese Sachverhalte mitbekommen hatte, sagte uns zum Abschied als sie sich bedankte: "Aber ver.di Hamburg war ja entmutigend". Wir haben uns nicht wegen ver.di Hamburg entschuldigt. Vielleicht tun das ja Verantwortliche aus dem Apparat.
Dieter Wegner
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