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Atommüll in Brasilien
23.05.2011 | 20:24 Uhr

Liebe Freundinnen und Freunde,

aus aktuellem Anlass bitten wir Euch um schnelle Unterstützung, in dem ihr die beigefügte Petition unterschreibt.

Zurzeit befindet sich ein LKW-Transport mit ca. 90 Tonnen radioaktivem
Material auf dem Weg in unsere Region. Sowohl Herkunft als auch Inhalt
dieses Transportes sind nicht eindeutig geklärt, entscheidende staatliche Behörden und zivilgesellschaftliche Strukturen wurden über diesen Transport nicht hinreichend informiert. Es besteht der dringende Verdacht, dass sich in dem Konvoi eine unbekannte Menge radioaktiven Abfalls befindet, der hier in Südbahia, in der Nähe von Caetité, illegal deponiert werden soll. Seit dem Jahr 2000 fördert in dieser Region der teilstaatliche Atomkonzern INB (Indústrias Nucleares do Brasil) nach Angaben von regionalen Umweltgruppen im Jahresdurchschnitt ca. 400 Tonnen Yellow-Cake, Uranrohstoff für die Herstellung von nuklearen Brennstäben. Hier befindet sich die größte Uranmine Lateinamerikas mit verheerenden Auswirkungen für die Menschen und die Umwelt der Region. In Caetité und den benachbarten Landkreisen Lagoa Real und Livramento de Nossa Senhora leben ca. 30.000 Menschen, die unmittelbar unter den Auswirkungen dieser Uranmine leiden. Viele kleine traditionelle Landgemeinden leben direkt im Umfeld der Mine. Zahlreiche unabhängige Studien belegen eine massive radioaktive Verseuchung des Bodens und der Grundwasserbestände. Wasser und Land bilden für die arme Landbevölkerung im Sertão die notwendige Lebensgrundlage. Über 80 Gemeinden in der Region sind unmittelbar von den Auswirkungen der Uranexploration betroffen, unzählige mehr von indirekten Folgen einer leise voranschleichenden Verseuchung der gesamten Region.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird durch massiven Protest der heimischen Bevölkerung der Atomtransport an der Weiterfahrt in die Uranmine gehindert. Tausende Menschen blockieren die Zufahrtsstraßen mit Mahnwachen rund um die Uhr. Der Protest der Bevölkerung ist Ausdruck großer Sorge, dass nun durch zusätzliche illegale Lagerung von radioaktivem Abfall in der Mine die bereits existierende Verseuchung verschlimmert wird.

Wie Ihr wahrscheinlich wisst, berät Martin nun seit knapp zwei Jahren die regionalen Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen dort in ihrem Engagement für die betroffene Landbevölkerung. Kürzlich konnte in Zusammenarbeit mit MISEREOR und einem deutschen Filmteam eine beeindruckende Dokumentation über die Situation vor Ort gedreht werden, der nun Ende Mai auf einem internationalen Filmfestival in Rio de Janeiro seine Premiere haben wird. Nicht zuletzt durch die aktuellen Dreharbeiten für den Film wurde die Landbevölkerung in Caetité sensibilisiert. Nun leisten die Menschen dort einen beeindruckenden zivilen und gewaltfreien Wiederstand.

Zur Stunde ist nicht klar, wie sich die Landesregierung von Bahia, die offensichtlich selbst nicht über den Atomtransport informiert war, zu den Protesten verhält. Beunruhigend ist jedoch die Tatsache, dass sich seit der Morgenfrühe mehrere Einheiten der Militärpolizei in Caetité versammeln. Ebenso erhält seit gestern unser guter Freund und Begleiter, Padre Osvaldino, Stadtpfarrer von Caetité und ein Organisator der Protestbewegung, massive anonyme Drohungen. Heute wurde von nationalen Menschenrechtsverbänden in der Hauptstadt Brasília der dringende Antrag gestellt, Pe. Osvaldino in ein nationales Schutzprogramm aufzunehmen, welches in Menschenrechtskonflikten Bedrohten besondere Sicherheit bietet. Eben haben wir mit Pe. Osvaldino telefoniert, voraussichtlich muss er zunächst versteckt werden.

Die Petition ist von der städtischen Umweltkommission in Caetité verfasst und sicher keine juristische Glanzleistung. Dennoch kann durch maximale nationale und vor allem internationale Öffentlichkeit dem Anliegen der Bevölkerung in Caetité mehr politisches Gewicht gegeben werden. Ziel der Petition ist es, den Atomtransport aufzuhalten, bis Klarheit über Herkunft und Inhalt des gefährlichen Transportes besteht.

Danke für Eure Solidarität!
Isi und Martin aus Brasilien

Die Petition befindet sich unter:
http://www.peticaopublica.com.br/?pi=P2011N10072

Für alle die, die des Portugiesischen nicht mächtig sind:
Nach Öffnen des Dokumentes:
1. “ASSINAR este abaixo-assinado” anklicken
2. Name (nome completo) und e-mail einfügen
3. „Assinar abaixo assinado“ anklicken

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Martin Eisermann
HORIZONT3000 - Österreichische Organisation für Entwicklungszusammenarbeit - Berater für Menschenrechte und Advocacy -
Av. Luis-Eduardo-Magalhães 1000 / 201B
45.028.440 Vitória da Conquista / BA / BRASIL

TEL: ++55.77.3421.7458
http://www.horizont3000.at/




 
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