Die Vorstände der größten britischen börsennotierten Unternehmen konnten ihre Einkünfte im vergangenen Jahr um fast die Hälfte steigern
Beinahe 50 Prozent beträgt der Anstieg der Einkünfte von Direktoren britischer Unternehmen im vergangenen Jahr, die Löhne der Arbeiter sind währenddessen um 2,6 Prozent gestiegen, eine Steigerung, die mit der Inflationsrate von etwa 5 Prozent nicht Schritt halten kann. Dies geht aus einem aktuellen Bericht der Incomes Data Services (IDS) hervor, der britische Gewerkschaftler in Rage bringt.
Die Zahlen seien den Jahresberichten der 100 größten Unternehmen des britischen Aktienindex FTSE entnommen, heißt es. Als Grundlage der Einkünfte der obersten Führungsebene wurden das Gehalt, zusätzliche "Benefits", Bonuszahlungen und auch langfristige Beteiligungen (long-term incentive plan values) herangezogen. Eine weitere Illustration der auseinanderklaffenden Schere, die bei Gewerkschaftsvertretern harte Worte auslöst: "elite greedy pigs". Der Business-Elite wird Realitätsverlust bescheinigt, der sich in solchen Selbstbereicherungen zeige, die ungeachtet der Wirklichkeit des größten Teils der Gesellschaft vonstatten gehe. Dort werde das Leben von Kürzungen und Sparmaßnahmen bestimmt. So kritisiert Paul Kenny, Generalsekretär der drittgrößten Gewerkschaft GMB:
"Abgesehen von den FTSE-Direktoren und Führungskräften, hat jeder andere, vom Straßenpflasterer zu IT-Fachkräften, von Reisebüromitarbeitern zu Hebammen und von Frisören bis zu Polizeiinspektoren, die Erfahrung gemacht, dass ihr Lohn im Wert gefallen ist. Es wurde im letzten Jahr nur noch schlimmer, weil die wirtschaftliche Erholung nicht in Gang kam."
Im Durchschnitt haben die Chefs der FTSE 100 nach Recherchen des IDS im vergangenen Jahr 2,7 Millionen Pfund an Einkünften (total earnings) zugewiesen bekommen. Die Bonus-Zahlungen stiegen um 23 Prozent von rund 740.000 Pfund im Jahr 2010 auf 900.000 in diesem Jahr. Das Fazit des Berichts: Während die Wirtschaft in Großbritannien darum kämpft, wieder auf das Niveau vor der Krise zu kommen, haben es die FTSE-100-Führungskräfte längst geschafft.
|