Durban. Álvaro Gacía Linera hat auf dem Klimagipfel in Durban die entwickelten Länder scharf angegriffen. Die "groteske Akkumulation" des Kapitals führe die Menschheit in ein ökologisches Desaster, sagte Boliviens Vizepräsident bei seiner Rede am gestrigen Mittwoch. Er wandte sich klar gegen Mechanismen, nach denen die weniger entwickelten Länder für die Industriestaaten die Rechnung zahlen müssten. Insbesondere kritisierte er, dass Staaten wie Bolivien für den Schutz der Wälder oder des Wassers sorgen würden, während einige wenige besonders entwickelte Staaten Schuld am unabänderlichen Klimawandel hätten. García Linera wiederholte die Position seines Landes gegen einen Klima-Kapitalismus und stellte fest, dass nur radikale und unverzügliche Kompromisse der Industriestaaten das tragische Schicksal der Menschheit abwenden werden.
Als Alternative schlug der Vizepräsident vor, die Sichtweise der indigenen Völker der Welt zu übernehmen. Diese würden die Erde als Mutter und organische Ergänzung der Subjektivität sehen und nicht als Reservoir für Rohstoffe. Die kapitalistische Moderne hingegen führe zur Selbstzerstörung der Gesellschaft. Des weiteren kritisierte García Linera die USA dafür, weder das Kyoto-Protokoll unterzeichnet zu haben noch etwas gegen den Ausstoß von Klimagasen zu unternehmen.
Wie der Vizepräsident seines Landes kritisierte auch der ehemalige UNO-Botschafter Boliviens, Pablo Solon, den 17. Klimagipfel, der seit Anfang vergangener Woche bisher ohne zählbare Ergebnisse tagt. "Es ist die dritte Wiederholung von Kopenhagen und Cancún", schrieb er mit Blick auf die vorangegangenen Gipfel auf seiner Website. Dabei werde Durban noch schlimmer werden, prophezeite Solon, der an den beiden genannten Treffen beteiligt war. Vergangenes Jahr war Bolivien in die Kritik geraten, weil Solon im Namen des südamerikanischen Landes als einziger das Abschlussdokument in Cancún ablehnte.
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