Menschenrechtsorganisationen starten Video-Kampagne gegen Zwangs- und Kinderarbeit in der usbekischen Baumwollindustrie - VerbraucherInnen und Einzelhändler: Take Action Now!
Menschenrechtsorganisationen starten heute eine Video-Kampagne, in der sie VerbraucherInnen und Einzelhändler dazu auffordern sicherzustellen, dass ihre Kleidung kein Produkt von Zwangs- und Kinderarbeit ist. Die Bundesregierung soll sich aktiv für die Beendigung staatlich organisierter Zwangsarbeit in Usbekistan einsetzen.
Das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) und das INKOTA-netzwerk stellen auf der Ethical Fashion Show Berlin den Kurzfilm “Cotton Dreams” (eine Produktion von “ecofilm nachhaltige Filmproduktion”) vor. Der Film macht deutlich, dass VerbraucherInnen in Europa ohne ihr Wissen mit großer Wahrscheinlichkeit von Zwangsarbeit in Usbekistans Baumwollsektor profitieren. Im Anschluss findet eine Podiumsdiskussion zusammen mit Umida Niyazova vom Uzbek-German Forum for Human Rights und Claudia Kersten vom Global Organic Textile Standard zum Thema „Responsible Sourcing“ statt.
Jedes Jahr ab Oktober werden mehr als eine Millionen Kinder und Erwachsene vom usbekischen Staat, einem der repressivsten Regime der Welt, in die Baumwollfelder geschickt, wo sie wochenlang unter prekären Bedingungen Baumwolle pflücken müssen. Die Schulen bleiben über Wochen geschlossen. 2012 verpflichtete die usbekische Regierung ein Sechstel ihrer Staatsbediensteten einschließlich Ärzten, Pflegepersonal und Lehrern zur Baumwollernte. Unter den Lehrern betrug die Quote sogar 60 %. Widersetzen sich die Betroffenen den Anordnungen, drohen ihnen Geldbußen und sie riskieren sowohl ihren Job als auch Rentenansprüche und sonstige staatliche Unterstützung. Die mit der Baumwolle erwirtschafteten Gewinne kommen weder den Bauern noch denjenigen zugute, die zwangsweise und unter menschenunwürdigen Bedingungen in der Ernte arbeiten: ein erheblicher Teil der erwirtschafteten Profite fließt in die Taschen der Eliten rund um die korrupte usbekische Regierung.
Ein Großteil der in Usbekistan geernteten Baumwolle gelangt verarbeitet unter anderem in modischer Kleidung direkt oder über den asiatischen Markt nach Europa und damit nach Deutschland. Jeder Verbraucher in Deutschland muss daher davon ausgehen, dass auch er Textilien trägt oder verwendet, die direktes Produkt von Zwangsarbeit sind.
Unterdessen gibt es in der deutschen Politik eine wachsende Bereitschaft, den Menschenrechten in den Beziehungen zu Usbekistan mehr Gewicht beizumessen. Im Oktober 2012 rief der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechte, Herr Markus Löning, zu einem Boykott von Baumwolle aus Usbekistan auf, solange staatlich geförderte Zwangs- und Kinderarbeit im Land existiert. Dieser Aufruf sollte Anlass für die gesamte Bundesregierung sein, sich aktiv gegen die Missstände einzusetzen und sollte zu einem Politikwechsel mit Schwergewicht auf Demokratie und Menschenrechten gegenüber Usbekistan führen. Die Bundesregierung sollte die Bemühungen der Internationalen Arbeitsorganisation aktiv unterstützen, damit die Zwangs- und Kinderarbeit in Usbekistan beendet wird und sich für die Rücknahme von Zollpräferenzen für usbekische Importe nach Deutschland einsetzen.
Das ECCHR ist Mitglied der internationalen Cotton Campaign to Stop Forced and Child Labor in the Cotton Industry of Uzbekistan und INKOTA ist Mitglied der Clean Clothes Campaign.
Ansprechpartner:
Dr. Miriam Saage-Maaß, saage-maasz@ecchr.eu, +49 (0)30/40605192 Berndt Hinzmann, hinzmann@inkota.de; +49 (0)30/42 08 202 0
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