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"8400 Aventis-Beschäftigte können ruhig arbeiten"
Sanofi-Vorstand Hanspeter Spek über die künftige Deutschland-Zentrale nach der Fusion und die Folgen für die Arbeitnehmer

Hanspeter Spek (FR)
Frankfurter Rundschau: Herr Spek, eigentlich wollten Sie mit den Leistungen von Sanofi überzeugen, jetzt hat die Intervention der französischen Regierung den Ausschlag gegeben.

Hanspeter Spek: Den entscheidenden Ausschlag gab die wirtschaftliche Komponente des neuen Angebots von Sanofi und die Zusammensetzung von Management und Aufsichtsrat der neuen Gesellschaft.

Zur Finanzierung der Übernahme müssen Sie Kredite in Höhe von 16 Milliarden Euro aufnehmen. Was kostet Sie das an Schuldendienst in den nächsten Jahren?

Der Schuldendienst sieht innerhalb von fünf Jahren eine Vollfinanzierung der Akquisitionskredite vor. Dies geschieht allein aus dem Cash-Flow der neuen Unternehmung. Jeder Finanzfachmann wird Ihnen sagen, dass die Verschuldung in keinster Weise besorgniserregend ist. Wenn Sie ein bisschen warten, werden Sie eine Veröffentlichung einer großen Rating-Agentur lesen, die dieses bestätigt.

Am Dienstag haben in Frankfurt Tausende von Aventis-Beschäftigten demonstriert, die massiven Stellenabbau befürchten. Können Sie die Arbeitnehmer beruhigen?

Seit Ende Januar wiederholen Herr Dehecq und ich, dass für uns der deutsche Standort unverzichtbar ist. Wir sagen auch immer wieder, warum das so ist: aus der Historie heraus, wegen des speziellen Know-hows der deutschen Mitarbeiter und aufgrund der immensen Bedeutung des Standorts Frankfurt für die Forschung und die Produktion von Aventis und künftig für Sanofi-Aventis. Es ist bedauerlich, dass das die Mitarbeiter bisher nicht in dem Maß beruhigt hat, wie wir uns das wünschen, und wie es gut für alle Beteiligten wäre, damit sie in Ruhe arbeiten können.

Wie wollen Sie die Beschäftigten denn davon überzeugen, dass sie ihren Arbeitsplatz auch nach der Übernahme noch haben?

Der Abfindungspoker
Rund 24 Millionen Euro soll Aventis- Vorstandsvorsitzender Igor Landau dafür kassieren, dass er den Chefsessel räumt. Einen zweiten Fall Mannesmann wittern die Aventis-Beschäftigten nach der Fusion mit Sanofi, Experten jedoch wiegeln ab.

Eine Change-of-Control-Klausel vermutet Theodor Baums, Experte für Übernahmerecht an der Universität Frankfurt, in Landaus Vertrag, da die Franzosen schon seit längerem Erfahrung mit feindlichen Übernahmen haben. Aktienrechtlich wäre die Abfindung dann unproblematisch. Die Höhe erkläre sich, so Fachleute, aus der 30-jährigen Betriebszugehörigkeit Landaus, dem Erlös seiner Aktienoptionen, deren Wert durch die Übernahme gestiegen ist, und die Auszahlung seines Vertrages (Jahresgehalt 2,78 Millionen).

Bei einem Abfindungsvertrag hingegen stellt sich die Frage nach der "Angemessenheit" der Zahlung. Die Summe muss in der Angebotsunterlage an die Aktionäre und im Geschäftsbericht offen gelegt werden. Aber selbst wenn die Angaben falsch wären, hätte dies keine juristischen Folgen, sagt Heribert Hirte, Jura-Professor an der Universität Hamburg. "Der einzelne Aktionär kann nicht klagen und der Schadensnachweis dürfte schwer fallen." sos

Interview Hanspeter Spek ist im Vorstand von Sanofi-Synthélabo für Marketing und Vertrieb zuständig. Der in Ulm geborene Spek ist im Führungsgremium der französischen Pharmafirma der zweite Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden Jean-François Dehecq.

Nach monatelangem Übernahmekampf hatten sich Sanofi und Aventis am Sonntag überraschend auf eine Fusion der beiden Firmen zur weltweiten Nummer drei der Pharmabranche verständigt. Aus der feindlichen wurde eine freundliche Übernahme. An den Ängsten der Beschäftigten vor massivem Stellenabbau ändert dies jedoch nichts. Die FR-Redaktionsmitglieder Roland Bunzenthal und Thomas Strohm sprachen mit Spek über die Folgen der Übernahme für die Arbeitnehmer, den Sinn einer solchen Fusion und die Unternehmenskultur in der künftigen Gruppe Sanofi-Aventis.
Wir haben den Arbeitnehmervertretern mehrfach direkte Kontakte angeboten, die aber bisher nicht zustande kamen. Dies ist sicherlich nötig, kann aber nicht von uns initiiert werden. Aber sobald wir eingeladen werden, kommen wir gerne. Wir haben uns vor drei Wochen mit den französischen Arbeitnehmervertretern getroffen. Die französische Situation war davor ähnlich wie die in Deutschland - danach hat sie sich grundlegend geändert. Dieses hat mit landsmannschaftlichen Umständen wenig zu tun, sondern viel mit der Art und Weise wie der Vorstandsvorsitzende, Jean-François Dehecq, aufgetreten ist.

Verglichen mit der Sanofi-Forschung halten Sie die Aventis-Forschung für weniger produktiv.

Wir haben ein Forschungsbudget, das halb so groß ist wie das von Aventis. Und wenn ich mir anschaue, was dabei herauskommt, sehe ich genau die selbe Anzahl von Projekten. Insofern ist die Sanofi-Forschung produktiver als die von Aventis. Das hat nichts mit der Effizienz der einzelnen Mitarbeiter zu tun, weil sich Forschung unter anderem auch dadurch definiert, wie sie organisiert wird und wie die Forschungszentren miteinander koordiniert werden.

Die Zentrale von Sanofi-Aventis soll in Paris sitzen. Wo wird die Deutschland-Zentrale angesiedelt?

Dazu gibt es noch überhaupt keine Überlegungen oder gar Entscheidungen. Das hängt mit dem Zeitfaktor zusammen und damit, dass unsere Einsicht in die Daten der Mitarbeiterverteilung bei Aventis extrem limitiert ist. Dies ändert nichts daran, dass der Standort Frankfurt im Hinblick auf Forschung und Industrie völlig konkurrenzlos ist. Ob der deutsche Geschäftsführer, wie immer er heißen wird, aber in Frankfurt, Berlin oder Bad Soden sitzt, können wir wirklich noch nicht sagen. Was aber den Standort Frankfurt, ich wiederhole noch einmal, in keinster Weise in Zweifel zieht.

Mit einer möglichen Verlegung der Zentrale sind aber viele Ängste der Beschäftigten verbunden. Ohne den Außendienst gibt es in Bad Soden 600 Vollzeitstellen.

Wir haben eine annähernd vergleichbare Zahl in der Sanofi-Zentrale. Bei Aventis sind das dann rund 600 von 9000 Beschäftigten in Deutschland. Um diese 600 müssen wir uns vordringlich kümmern. Aber die anderen 8400 können ruhig arbeiten.

Die Arbeitnehmervertreter in Frankfurt fordern einen Beschäftigungssicherungsvertrag, am heutigen Donnerstag wird darüber verhandelt. Wie eigenständig kann die Aventis-Führung bei solchen Verhandlungen noch agieren?

Aventis ist heute völlig eigenständig. Wir haben keinerlei Einfluss darauf, und das ist gut so. Wir sind bis zur Fusion nach wie vor konkurrierende Unternehmen.

Erklären Sie uns doch einmal, wo der Nutzen einer solchen Fusion liegen soll?

Der Nutzen ist vielfältig. Größe ist in der heutigen Pharmaindustrie ein entscheidender Faktor. Pharmaforschung ist eine sehr riskante Forschung, die Kosten sind stark gestiegen und werden weiter steigen. Betrachtet man die Marktkapitalisierung der führenden 20 Pharmaunternehmen der Welt Ende 2003, waren Aventis und Sanofi die Kleinsten unter den Großen. Dies ist aber nur ein Aspekt. Es gibt andere, geopolitische Aspekte, Synergien und Ergänzungen zwischen existierenden und künftigen Portfolios. Aber bleiben wir bei der strategischen Größe: Wenn Sie die beiden zusammenführen, haben wir ein Unternehmen, das weltweit den dritten Platz belegt und sicher sehr sehr gute Aussichten hat, auf den zweiten Rang, den Glaxo-Smith-Kline belegt, zu wachsen, da es über die notwendigen Wachstumsressourcen verfügt und auch die anderen kämpfen müssen. Zusammen haben wir die notwendige Stärke, um aus diesem Wettbewerb, der ganz klar aus Konzentration besteht, erfolgreich hervorzugehen.


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Copyright © Frankfurter Rundschau online 2004
Dokument erstellt am 28.04.2004 um 18:01:00 Uhr
Erscheinungsdatum 29.04.2004

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