Bayer spart Beiträge für Pensionen
Der Bayer-Konzern will die Aufwendungen für die Betriebsrenten senken. Die Konzernleitung und der Betriebsrat verhandeln über eine neue Pensionskasse für künftige Mitarbeiter.
Wie die FTD aus Firmenkreisen erfuhr, will Bayer darin niedrigere Beiträge einzahlen. Im Gespräch ist offenbar eine Halbierung. Die bestehende Pensionskasse soll nur noch für die jetzigen Beschäftigten weiterbestehen und langfristig geschlossen werden. Das könnte die im Januar aufgekommene Diskussion um Betriebsrenten wiederbeleben. Damals hatten die Commerzbank und der Versicherer Gerling Einschnitte bei Betriebsrenten angekündigt - in einer Zeit, da Politiker die wachsende Bedeutung privater Altersvorsorge betonen.
"Firmenleitung und Arbeitnehmervertreter stehen in Diskussionen, eine Pensionskasse Zwei zu gründen", verlautete aus den Firmenkreisen. Am Freitag wollen sich beide Seiten zu einer weiteren Gesprächsrunde über die neue Einrichtung treffen, die den Arbeitstitel "Penka Zwei" trägt.
Bayer hat ein zweistufiges Betriebsrentensystem: In die Betriebsgrundrente zahlen Firma und Mitarbeiter ein; letztere erhalten später 44 Prozent der eingezahlten Beiträge als Jahresrente. Eine Zusatzrente für Gutverdienende mit einem Gehalt oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze von 61.800 Euro wird allein vom Unternehmen getragen, das dafür Rückstellungen bildet.
Auf den alten Stand zurück
In der Stufe eins zahlen die Mitarbeiter zwei Prozent ihres Bruttogehalts ein. Bayer steuerte bis Ende der neunziger Jahre ebenfalls zwei Prozent ein, danach wegen der guten Finanzlage der Kasse nur noch 1,6 Prozent. Voriges Jahr musste Bayer jedoch auf vier Prozent erhöhen, um die 44 Prozent Rentenzahlung gewährleisten zu können.
Für die bestehenden Mitarbeiter soll das offenbar so bleiben. Für die "Penka zwei" sind nach jetzigem Verhandlungsstand wieder zwei Prozent vorgesehen. "Bayer will da wieder auf den alten Stand zurück", verlautete aus Firmenkreisen. Daraus dürften dann auch niedrigere Leistungen resultieren. "Die alte Kasse würde dann weitergeführt, bis das letzte jetzige Mitglied verstorben ist", ist zu hören.
Eine Bayer-Sprecherin sagte am Mittwoch nur: "Wir haben keine Kürzungen der Betriebsrenten vorgesehen." Auf die Frage, ob das auch für künftige Mitarbeiter gelte, lehnte sie eine Stellungnahme aber ab - ebenso wie über Gespräche zur Pensionskasse.
Offen für Dritte
"Penka Zwei" soll dem Vernehmen nach auch Dritte aufnehmen können - zum Beispiel Ex-Bayer-Angestellte bei Unternehmen, die der Chemie- und Pharmakonzern verkauft hat. Details zu der Vereinbarung werden möglicherweise kommende Woche bekannt gegeben: Nächsten Donnerstag findet nicht nur die Bilanzpressekonferenz in Leverkusen statt, sondern auch eine Betriebsrätekonferenz, zu der am Tag darauf auch Vorstandsmitglieder stoßen.
Am Donnerstag tagt in Leverkusen der Aufsichtsrat. Dabei wird es außer um die Jahreszahlen 2003 auch um die Auslagerung eines Großteils der Chemiegeschäfte gehen. Sie werden in eine Gesellschaft mit dem Arbeitstitel NewCo abgetrennt. Das soll entweder über einen öffentlichen Börsengang (IPO) passieren oder per Spin-Off, bei dem Bayer-Aktionäre Anteile an der neuen Gesellschaft erhalten. Die Entscheidung darüber ist kurzfristig noch nicht zu erwarten. Bayer strebt dem Vernehmen nach aber an, bei der Bilanzpressekonferenz den endgültigen Namen NewCos bekannt zu geben. Eine Zeitlang stand der schon fest: "Chemion", wie Eingeweihte berichten. Im weltweiten Prüfverfahren gab es aber Komplikationen - die Rechtsabteilung durchkreuzte die Pläne. Aus der FTD vom 11.3.2004
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von Klaus Max Smolka, Frankfurt
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