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Automobilzulieferer Continental will 320 Stellen streichen. IG BCE kündigt härtere Gangart an Der Autozulieferer Continental streicht im Stammwerk Hannover bis Ende 2006 jede zehnte Stelle. Betroffen davon seien 320 Beschäftigte in der Pkw-Reifenfertigung, sagte Vorstandschef Manfred Wennemer am Dienstag in Hannover. Das unerwartet geringe Wachstum bei Pkw-Reifen ließe dem Unternehmen keine andere Wahl, als die Reifenproduktion in dieser Sparte in Hannover-Stöcken einzustellen. Zahlen, wonach angeblich 800 Conti-Jobs in Hannover zur Disposition stünden, seien »absoluter Unsinn«, sagte Unternehmenssprecher Hannes Boekhoff. Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und der Betriebsrat des Unternehmens befürchten hingegen die komplette Schließung des Standortes Hannover-Stöcken. Mittelfristig gesehen könnte der gesamte Standort vor dem Aus stehen, sagte der Betriebsratsvorsitzende des Werkes, Wilfried Hilverkus. Damit wären 3700 weitere Arbeitsplätze gefährdet.
Der Sprecher der IG BCE des Landesbezirkes Nord, Peter Wind, kündigte eine härte Gangart im Umgang mit Continental an. Erstmals solle eine Produktion geschlossen werden, die profitabel arbeite. »Das ist eine neue Dimension wirtschaftlichen Kalküls«, sagte Wind. Er fügte hinzu: »Von unserer Seite wird es im Falle des angekündigten Arbeitsplatzabbaus keine weiteren Verhandlungen über Öffnungsklauseln für Continental geben.«
Gewerkschaft und Betriebsrat kündigten den Kampf um den Erhalt des Pkw-Reifenstandortes Stöcken an. Bereits am Mittwoch soll es am Mittag zunächst eine außerordentliche Betriebsversammlung geben. Anschließend seien Informationsveranstaltungen vor der Zentrale von Continental in Hannover und dem Werk in Stöcken geplant. Am 6. Dezember werde es bundesweit an allen drei Standorten in Hannover, Aachen und Korbach auch Betriebsversammlungen geben. Weitere Aktionen würden vorbereitet. Die Stilllegung der Reifenproduktion in Hannover war aufgrund der Kostenentwicklung in der Vergangenheit bereits mehrfach im Gespräch. Konzern und Betriebsrat hatten sich erst vor einem halben Jahr auf ein Programm zur Rettung des Werkes geeinigt. Die Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich für diesen Teil der Produktion wird nun von Continental wegen der negativen Marktentwicklung aufgehoben. Dies ist laut Konzernangaben möglich, weil die Vereinbarung einen Sonderkündigungsvorbehalt vorsehe. Danach werde die Belegschaft so gestellt, als habe es diese Vereinbarung nie gegeben. Das führe zu einer nachträglichen vollen Gutschrift der geleisteten Mehrarbeit sowie zur Nachzahlung der tariflichen Entgeltanpassung.
Der zu den 30 größte börsennotierten Unternehmen Deutschlands zählende Continental-Konzern ist Anbieter von Bremssystemen, Fahrwerkkomponenten, Fahrzeugelektronik, Reifen und technischen Elastomeren. Weltweit beschäftigt das Unternehmen derzeit mehr als 81 000 Mitarbeiter. Der Konzern hatte in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres einen Gewinn von 735 Millionen Euro ausgewiesen. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 55 Prozent.
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aus jungeWelt vom 23.11.05
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