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IG BCE schließt verschlechternden Tarifvertrag ab - aktualisiert mit Stellungnahme der BL
25.04.2006 | 14:16 Uhr

Direkt nach der Betriebsratswahl veröffentlicht die IG BCE (Gewerkschaft) einen Tarifvertrag, der vorsieht die Personalabteilungsbeschäftigten bei Bayer deutlich schlechter zu stelle.
Ähnliches hatte auch bei BASF stattgefunden.

Der Tarifvertrag sieht vor, dass anstelle der 37,5 STD/W. jetzt 40 Std. gearbeitet wird.
Er sieht einen Gehaltsabbau von rund 17 Prozent vor.
Orginaltext der Anlage (Auszug) des Tarifvertrages:

3.2. Ausgleichszahlungen
.....
· Mit dem Wechsel zur GESELLSCHAFT ist regelmäßig eine Absenkung des individuellen Tarifentgeltes um 17 % verbunden.
Der so errechnete Unterschiedsbetrag wird durch eine sozialversicherungs- und steuerpflichtige Einmalzahlung abgegolten.
· Der Abgeltungsbetrag errechnet sich aus dem individuellen Unterschiedsbetrag aufsummiert über 5,5 Jahre. Dabei dürfen die Abgeltungsbeträge 50% der individuell zu Grunde zu legenden
Abfindungshöhe, nach der Formel aus der GBV Nachteilsausgleich, nicht überschreiten.
· Bei der Berechnung der Abfindungsbeträge werden individuell 0,8 Monatsgehälter pro Dienstjahr nicht unterschritten. Die aus der Begrenzung auf 50% der individuellen Abfindungshöhe resultierenden Abgeltungsbeträge gleichen den Unterschiedsbetrag mindestens für 12 Monate aus.
· Wechseln BESCHÄFTIGTE innerhalb ihrer individuellen Zeiträume der Abgeltung zurück in eine Bayergesellschaft mit Tarifkonditionen gemäß BETV, so werden die gezahlten Bruttoabgeltungsbeträge zeitanteilig auf ihr Tarifentgelt angerechnet.

4. Arbeitszeit
Die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit beträgt gemäß FIRMENTARIFVERTRAG 40 Stunden.
Hinsichtlich der täglichen Arbeitszeit wird eine neue Regelung zur Ausfüllung der tarifvertraglichen Festlegung getroffen. In Betracht kommt als Rahmen die kollektivrechtliche Fortführung der GBV GLAZ, soweit dies mit dem neuen Arbeitszeitmodell bei der GESELLSCHAFT kompatibel ist. Die zum Zeitpunkt des Wechsels für BESCHÄFTIGTE jeweils geltenden unterschiedlichen Regelungen zur GLAZ finden bei der GESELLSCHAFT keine Anwendung.


Insbesondere wird mehr betrieblicher Leistungslohn und weniger genaue Tarifregeln vereinbart. Dieses drückt die Formulierung Entgeltbänder im Tarifvertrag treffend aus.

Die Stellungnahne der Belegschaftsliste in einer Kurzmitteilung vom 27.4.06

Personalabteilung vor Ausgliederung
• Eigener Tarifvertrag besiegelt drastische
Entgelteinbußen
• Gesamtbetriebsrat und IGBCE haben bereits
alles abgesegnet.
Am 25.4.2006 wurden alle Beschäftigten der
Personalabteilung nach Leverkusen gerufen um zum
Stand ihrer Umorganisation Informationen zu hören.
Am 24.4.2006 hatte der Gesamtbetriebsrat in einer
Sondersitzung bereits sein O.K. gegeben:
Die Personalsacharbeit in den Standorten wird
eingestellt. Mit der zweifelhaften Begründung von bis
zu 40% niedrigeren Personalkosten beabsichtigte
Bayer zunächst die Verlagerung der Personalarbeit
nach Barcelona.
Zum 1.10.2006 wird im Raum Leverkusen eine neue
Gesellschaft „Shared Service Center Europa Bayer-
Konzern“, kurz SSC, gegründet. Für die Aufnahme in
dieses neue Unternehmen können sich alle
Personalsachbearbeiter bewerben.
Die verschlechternden Arbeitsbedingungen wurden
bereits mit der IGBCE in einem gesonderten Firmen-
Tarifvertrag Mitte April (im Geheimen) vereinbart.
• Alle Entgelte werden um 17% gekürzt.
• Es gilt die 40 Stunden-Woche,
Ansprechzeit von 7:00 bis 19:00 Uhr.
• Als Entschädigung sind einmalige
Ausgleichszahlungen vorgesehen, die allerdings in
der Höhe begrenzt sind.
• Es gibt kein Urlaubsgeld, kein Weihnachtsgeld,
keine tarifliche Altersvorsorge mehr.
• Tarifliche Regelungen zur Mehrarbeit, Nachtarbeit
oder Altersfreizeit gelten explizit nicht.
• Für evtl. mögliche leistungsbezogene
Einmalzahlungen werden im zukünftigen Personal-
Call-Center Kundenzufriedenheitsumfragen, sowie
Annahme und Bearbeitungszeiten von Anrufen
und Anfragen zugrunde gelegt.
• Als Entgeltbänder wurden folgende Jahresentgelte
festgelegt:
Banduntergrenze Bandobergrenze
Band 1 = 20.400 € bis 28.800 €
Band 2 = 28.200 € bis 39.000 €
Band 3 =36.600 € bis 47.400 €
Band 4 = 43.800 € bis 54.600 €
Klar ist bereits, dass in dem als Call-Center
organisierten SSC nicht alle derzeitigen
Personalsachbearbeiter einen Platz finden werden. Als
Alternative winkt ca. 100 Beschäftigten der Pool
Bedarfsgerechte Einsätze – oder ein Ausscheiden mit
Abfindung.
Der Elberfelder Betriebsrat war mit Willy Beumann
an den Verhandlungen beteiligt. Detaillierte
schriftliche Informationen gab es trotz mehrfacher
Nachfrage erstmals am 25.4. -und das schon in
Form der abgeschlossenen Vereinbarungen. Wer
Geheimverhandlungen führt, darf das schlechte
Ergebnis nicht damit rechtfertigen, dass der
Betriebsrat nicht genügend Unterstützung hatte.
Warum wurde die Belegschaft nicht beteiligt? Wie
kann eine Gewerkschaft derartige Lohnkürzungen
vereinbaren? Mit diesem Firmentarifvertrag
untergräbt die Gewerkschaft den Flächentarifvertrag
und signalisiert die Bereitschaft für zukünftige
Verschlechterungen in anderen Bereichen. Wenn
dies dann noch ohne Einbeziehung der Belegschaft
und im „Geheimen“ quasi über Nacht geschieht,
macht es den Beschäftigten Angst.
Die Betriebsratswahlen sollten wohl erst vorüber
sein…



Link:  Der verschlechternde Tarifvertrag


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