Direkt nach der Betriebsratswahl veröffentlicht die IG BCE (Gewerkschaft) einen Tarifvertrag, der vorsieht die Personalabteilungsbeschäftigten bei Bayer deutlich schlechter zu stelle. Ähnliches hatte auch bei BASF stattgefunden.
Der Tarifvertrag sieht vor, dass anstelle der 37,5 STD/W. jetzt 40 Std. gearbeitet wird. Er sieht einen Gehaltsabbau von rund 17 Prozent vor. Orginaltext der Anlage (Auszug) des Tarifvertrages:
3.2. Ausgleichszahlungen ..... · Mit dem Wechsel zur GESELLSCHAFT ist regelmäßig eine Absenkung des individuellen Tarifentgeltes um 17 % verbunden. Der so errechnete Unterschiedsbetrag wird durch eine sozialversicherungs- und steuerpflichtige Einmalzahlung abgegolten. · Der Abgeltungsbetrag errechnet sich aus dem individuellen Unterschiedsbetrag aufsummiert über 5,5 Jahre. Dabei dürfen die Abgeltungsbeträge 50% der individuell zu Grunde zu legenden Abfindungshöhe, nach der Formel aus der GBV Nachteilsausgleich, nicht überschreiten. · Bei der Berechnung der Abfindungsbeträge werden individuell 0,8 Monatsgehälter pro Dienstjahr nicht unterschritten. Die aus der Begrenzung auf 50% der individuellen Abfindungshöhe resultierenden Abgeltungsbeträge gleichen den Unterschiedsbetrag mindestens für 12 Monate aus. · Wechseln BESCHÄFTIGTE innerhalb ihrer individuellen Zeiträume der Abgeltung zurück in eine Bayergesellschaft mit Tarifkonditionen gemäß BETV, so werden die gezahlten Bruttoabgeltungsbeträge zeitanteilig auf ihr Tarifentgelt angerechnet.
4. Arbeitszeit Die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit beträgt gemäß FIRMENTARIFVERTRAG 40 Stunden. Hinsichtlich der täglichen Arbeitszeit wird eine neue Regelung zur Ausfüllung der tarifvertraglichen Festlegung getroffen. In Betracht kommt als Rahmen die kollektivrechtliche Fortführung der GBV GLAZ, soweit dies mit dem neuen Arbeitszeitmodell bei der GESELLSCHAFT kompatibel ist. Die zum Zeitpunkt des Wechsels für BESCHÄFTIGTE jeweils geltenden unterschiedlichen Regelungen zur GLAZ finden bei der GESELLSCHAFT keine Anwendung.
Insbesondere wird mehr betrieblicher Leistungslohn und weniger genaue Tarifregeln vereinbart. Dieses drückt die Formulierung Entgeltbänder im Tarifvertrag treffend aus.
Die Stellungnahne der Belegschaftsliste in einer Kurzmitteilung vom 27.4.06
Personalabteilung vor Ausgliederung • Eigener Tarifvertrag besiegelt drastische Entgelteinbußen • Gesamtbetriebsrat und IGBCE haben bereits alles abgesegnet. Am 25.4.2006 wurden alle Beschäftigten der Personalabteilung nach Leverkusen gerufen um zum Stand ihrer Umorganisation Informationen zu hören. Am 24.4.2006 hatte der Gesamtbetriebsrat in einer Sondersitzung bereits sein O.K. gegeben: Die Personalsacharbeit in den Standorten wird eingestellt. Mit der zweifelhaften Begründung von bis zu 40% niedrigeren Personalkosten beabsichtigte Bayer zunächst die Verlagerung der Personalarbeit nach Barcelona. Zum 1.10.2006 wird im Raum Leverkusen eine neue Gesellschaft „Shared Service Center Europa Bayer- Konzern“, kurz SSC, gegründet. Für die Aufnahme in dieses neue Unternehmen können sich alle Personalsachbearbeiter bewerben. Die verschlechternden Arbeitsbedingungen wurden bereits mit der IGBCE in einem gesonderten Firmen- Tarifvertrag Mitte April (im Geheimen) vereinbart. • Alle Entgelte werden um 17% gekürzt. • Es gilt die 40 Stunden-Woche, Ansprechzeit von 7:00 bis 19:00 Uhr. • Als Entschädigung sind einmalige Ausgleichszahlungen vorgesehen, die allerdings in der Höhe begrenzt sind. • Es gibt kein Urlaubsgeld, kein Weihnachtsgeld, keine tarifliche Altersvorsorge mehr. • Tarifliche Regelungen zur Mehrarbeit, Nachtarbeit oder Altersfreizeit gelten explizit nicht. • Für evtl. mögliche leistungsbezogene Einmalzahlungen werden im zukünftigen Personal- Call-Center Kundenzufriedenheitsumfragen, sowie Annahme und Bearbeitungszeiten von Anrufen und Anfragen zugrunde gelegt. • Als Entgeltbänder wurden folgende Jahresentgelte festgelegt: Banduntergrenze Bandobergrenze Band 1 = 20.400 € bis 28.800 € Band 2 = 28.200 € bis 39.000 € Band 3 =36.600 € bis 47.400 € Band 4 = 43.800 € bis 54.600 € Klar ist bereits, dass in dem als Call-Center organisierten SSC nicht alle derzeitigen Personalsachbearbeiter einen Platz finden werden. Als Alternative winkt ca. 100 Beschäftigten der Pool Bedarfsgerechte Einsätze – oder ein Ausscheiden mit Abfindung. Der Elberfelder Betriebsrat war mit Willy Beumann an den Verhandlungen beteiligt. Detaillierte schriftliche Informationen gab es trotz mehrfacher Nachfrage erstmals am 25.4. -und das schon in Form der abgeschlossenen Vereinbarungen. Wer Geheimverhandlungen führt, darf das schlechte Ergebnis nicht damit rechtfertigen, dass der Betriebsrat nicht genügend Unterstützung hatte. Warum wurde die Belegschaft nicht beteiligt? Wie kann eine Gewerkschaft derartige Lohnkürzungen vereinbaren? Mit diesem Firmentarifvertrag untergräbt die Gewerkschaft den Flächentarifvertrag und signalisiert die Bereitschaft für zukünftige Verschlechterungen in anderen Bereichen. Wenn dies dann noch ohne Einbeziehung der Belegschaft und im „Geheimen“ quasi über Nacht geschieht, macht es den Beschäftigten Angst. Die Betriebsratswahlen sollten wohl erst vorüber sein…
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