VON THOMAS KÄDING, 11.10.06, 07:21h
„Wir werden hier nicht friedlich ein bisschen demonstrieren.“ Wie diese Ankündigung von Gewerkschafter Frank Löllgen in die Tat umgesetzt werden soll, war gestern Thema für den Betriebsrat von Bayer Industry Services (BIS). Die Arbeitnehmervertreter befürchten, dass die Firma mit insgesamt gut 6000 Mitarbeitern in ihre Einzelteile zerlegt und danach verkauft wird. Welche Pläne die Teilhaber Bayer und Lanxess im Detail haben, soll am 24. Oktober auf einer Betriebsversammlung in der leer stehenden Werkshalle B 401 verkündet werden. In dieser Halle wurde vor eineinhalb Jahren der „Geburtstag“ der von Bayer abgespaltenen Firma Lanxess gefeiert.
Den BIS-Mitarbeitern wird Geschäftsführer Klaus Schäfer wohl keinen Anlass zum Feiern geben. Deshalb soll die Betriebsversammlung den üblichen Rahmen sprengen, beschlossen die Betriebsräte - „und zwar alle Fraktionen“, sagte Manfred Thomas von der IG BCE. Geplant ist eine Demonstration von 2000 bis 3000 Bayer-Beschäftigten. Sie werden sich vor dem Hauptquartier des Lanxess-Vorstands nahe Pförtner 2 versammeln, bevor es richtig auf die Straße geht: Die Versammlungshalle liegt im Flittarder Teil des Werks; deshalb werden die Mitarbeiter über die Kaiser-Wilhelm-Allee und die B 8 dorthin marschieren, sagte gestern Mittag Michael Reinhard auf Anfrage. Frank Löllgens Stellvertreter bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) hilft mit bei der Organisation der Proteste.
Angesichts einer drohenden Zerschlagung der allein in Leverkusen über 4000 Mitarbeiter zählenden BIS haben die Repräsentanten der Chemiegewerkschaft ihre sonst eher moderate Haltung demonstrativ aufgegeben. Es gehe nicht an, „dass der Arbeitgeber harte Beschlüsse fasst und mit uns dann die sozialen Pflästerchen verhandelt“, sagt Frank Löllgen. Besonders verärgert ist er darüber, dass die Logistik-Tochter Chemion offenbar auf der Verkaufsliste steht. Für diese Firma hatte man vor fünf Jahren Öffnungsklauseln im Tarifvertrag angewendet, um dort Arbeitsplätze zu sichern.
„Es kann nicht sein, dass wir zuerst dabei helfen, die Braut zu schmücken - und der Lohn ist dann der Verkauf“, empört sich Löllgen. Wenn man bei Bayer dazu übergehe, die Öffnungsklauseln im Chemietarif dazu zu benutzen, um die Firmen für Käufer attraktiver zu machen, „können wir so etwas nicht mehr machen“.
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