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Biosprit-Quote vor dem Aus
02.04.2008 | 18:41 Uhr

Aus der für 2009 geplanten Beimischung von bis zu 10 Prozent Alkohol im Benzin wird voraussichtlich nichts. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) will den umstrittenen Plan stoppen.
Den "Stuttgarter Nachrichten" sagte er "Wir setzen die Verordnung nicht in Kraft, solange wir keine klaren Zahlen haben. Und wir werden sie nicht in Kraft setzen, wenn die Zahl eine Million Fahrzeuge übersteigt", die das neue Benzin nicht vertragen.
Den meisten Umweltpolitikern im Bundestag passen die Probleme ins Konzept. In den letzten Monaten hatte die Kritik an Biokraftstoffen in allen Fraktionen stark zugenommen. Die durch Steuernachlässe hoch subventionierten Kraftstoffe aus Pflanzen bringen bis auf wenige Ausnahmen (Biomasse zu Gas) nichts für den Klimaschutz: Weil für ihre Produktion und den Transport fossile Energie und Dünger mit Lachgasfreisetzung (200 mal stärkers Treibhausgas als CO2) eingesetzt wird, gibt es keinen Kohlendioxid-Einspareffekt.

Höhere Lebensmittelpreise

Mehr Biosprit, weniger Regenwald: Um die Nachfrage nach Biosprit zu decken, wird in Brasilien Regenwald abgeholzt.
Jean Ziegler, Uno-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, schreibt:
Die massive Umwandlung von Agrarflächen, auf denen Nahrungsmittel erzeugt werden, in Bioethanol produzierende Äcker steigert den Hunger in der Welt gewaltig.
MILLIARDENINVESTITIONEN.
Die Agrarkonzerne gehören vielfach denselben Finanzgruppen wie die Erdölkonzerne. Beide haben eine Heidenangst vor staatlich verordneten Verkehrsbeschränkungen. Deshalb die Milliardeninvestitionen in Alternativtreibstoff. Was tun? In den biochemischen Laboratorien wird bereits ein neues Verfahren erprobt: Anstelle von Nährpflanzen sollen Büsche, die in Steppen wachsen, in Bioethanol und Biodiesel verwandelt werden. Dazu geeignet scheint ein rasch wachsendes Wolfsmilchgewächs (Jatropha Curcas). Die Lösung, die der Uno-Generalversammlung vorliegt und von dieser Ende Oktober diskutiert wird, heisst: Erlass eines weltweiten Moratoriums von fünf Jahren. Das Radikalverbot der Umwandlung von Nährpflanzen in Bioethanol. Im Gegenzug massive Förderung der Bioethanolproduktion mittels Pflanzen, die keinen Nährwert haben.


Abgeordnete erkennen Problem

Bei einer Delegationsreise nach Indonesien stellte eine Reihe von Bundestagsabgeordneten fest, dass die hohe Nachfrage nach Biokraftstoffen aus den Industrieländern in den Entwicklungsländern die Rodung der Urwälder drastisch beschleunigt. Wissenschaftler warnen, dass durch die Zerstörung von Torfböden in der dritten Welt Biokraftstoffe nicht zu niedrigeren, sondern zu deutlich höheren Treibhausgasemissionen führen.

Umweltminister Gabriel hatte sich ursprünglich für die Erhöhung der Biokraftstoffquoten stark gemacht.






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