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Streiks und Blockaden im Zuckersektor in Kolumbien
11.10.2008 | 20:38 Uhr

Schwerstarbeit zu Hungerlöhnen

Seit dem 15.Septemer streiken nach Angaben des Gewerkschafts-Dachverbandes CUT rund 10.000 Arbeiter der Zuckerindustrie in den Departements Valle del Cauca, Risaralda und Cauca. Sie protestieren gegen die prekären Arbeitsverhältnisse, da sie nur noch über Sub-Unternehmer oder als sogenannte Arbeits-Kooperativen angestellt werden. Oft müssen sie täglich bis zu 14 Stunden arbeiten und erhalten dafür im Monat weniger als 400.000 Pesos. (ca. 136 Euro ). Schon am 5. September demonstrierten über 6.000 Zuckerrohr-Erntearbeiter in Cali für direkte Arbeitsverträge, mehr Lohn und Sozialleistungen. Außerdem wollen sie Schutzregeln im Hinblick auf eine drohende Mechanisierung des Sektors und den damit verbundenen Verlust von Arbeitsplätzen.

Der Arbeitskonflikt begann schon vor Monaten, als die Gewerkschaften der Erntearbeiter dem Verband der Zucker-Unternehmen ASOCANA am 14. Juli ihren Forderungskatalog vorlegten. Die dringlichste Forderung ist die Wiedereinführung von direkten Arbeitsverträgen für die rund 17.000 Erntearbeiter im Zuckersektor. In den letzten Jahren wurden fast alle Arbeitsverträge gekündigt und die ArbeitnehmerInnen fortan über Subunternehmer beschäftigt. Die Regierung von Uribe Vélez hat außerdem die sog. Arbeitsgenossenschaften legalisiert. Nun bilden die Arbeiter „Beschäftigungs-Genossenschaften“, die als Arbeitgeber auftreten und die Zuckerrohr-Ernte als Dienstleistung anbieten. Die ArbeiterInnen sind nun ihre eigenen Unternehmer und müssen demnach selbst ihre Sozialbeiträge und Versicherungsprämien berappen. Das können die „Genossenschaften“ aber oft von den geringen Zahlungen der Zuckerbarone nicht leisten. Ein massiver Reallohnverlust geht einher mit ungesicherten Arbeitsverhältnissen ohne Sozial- und Krankenversicherung. Dass das nicht rechtens ist und die Unternehmen sich ihrer Verantwortung nicht entziehen dürfen, hat ein Gericht im Sommer entschieden. Faktisch bestehe ein direktes Arbeitsverhältnis zwischen jedem einzelnen Zuckerrohr-Arbeiter und den Zucker-Unternehmen, auch wenn eine „Arbeitsgenossenschaft“ dazwischen geschaltet ist, so das Gericht. Die Unternehmen müssten also z.B. bei Arbeitsunfällen Verantwortung übernehmen. Zwei erkrankte Zuckerrohr-Schneider hatten geklagt und hatten Recht bekommen. Doch ohne weiteren Druck werden die Arbeitgeber dieses richtungsweisende Urteil nicht in die Praxis umsetzen.

Die Zuckerindustrie ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor im Valle del Cauca. Der extreme Wasserverbrauch der Zucker-Monokulturen ist jedoch ökologisch bedenklich. Neben dem Zucker werden kaum noch Lebensmittel im Valle angebaut. Die weitere Ausdehnung der Zuckerrohrplantagen für die Ethanol-Produktion gefährdet ernsthaft die Ernährungssicherheit der Region. Während Straßenblockaden und Demonstrationen kam es schon in den ersten Tagen des Streiks zu mindestens 25 Verletzten bei schweren Auseinandersetzungen mit Spezialeinheiten der Polizei.

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