Dezember 2008
Liebe Kolumbien-Freundinnen und -Freunde!
Anlässlich seines 50-jährigen Geburtstags hat „Brot für die Welt“ auch „50 Engagierte“ ausgewählt und zur Feier nach Berlin eingeladen. Dazu gehört auch der renommierte kolumbianische Menschenrechtsanwalt Alirio Uribe Muñoz, den wir Ihnen in diesem Rundbrief etwas näher vorzustellen. Den Artikel mit Fotos können Sie unter Angabe der Quelle gerne auch in einer anderen Publikation veröffentlichen.
Die letzten beiden Monate waren in Kolumbien von mehreren Massenprotesten der sozialen Bewegungen geprägt. Neben dem über zwei Monate währenden Streik der Zuckerrohrarbeiter gab es massive Proteste der Indigenen und einen Marsch nach Bogotá. Regierung und Sicherheitskräfte reagieren mit harter Gewalt auf die Proteste. Eine deutsche Beobachterin wurde am Rande einer Demonstration verhaftet und abgeschoben.
Aufgrund des Skandals um Dutzende verschwundener Jugendlichen und ihre Ermordung musste General Mario Montoya, der Chef der Streitkräfte Kolumbiens zurücktreten. Amnesty International fordert, gegen ihn müsse nun auch ermittelt werden.
Die kolumbianische Regierung wird sich am 10.12. just am Tag der Menschenrechte - vor dem UN-Menschenrechtsrat dem „Universal Periodic Review“ (UPR) unterziehen und ihre Menschenrechtspolitik darstellen müssen. Hinweise auf kritische Stimmen dazu hier im Rundbrief.
Leider sind auch wieder Mitglieder von Friedensgemeinden bedroht, am Curvaradó wurde ein Vertreter der Gemeinschaft ermordet. Die Lektüre der neuen ILA mit Kolumbienschwerpunkt legen wir Ihnen besonders ans Herz. Weitere Tipps und Termine finden Sie ebenfalls in diesem Rundbrief.
Mit freundlichen Grüßen
Jochen Schüller Karen Neumeyer Thomas Sandner Beauftragter für Öffentlich- Regionalverantwortliche Abt Öffentlichkeitsarbeit keitsarbeit zu Kolumbien Kolumbien „Brot für die Welt“
Notaufnahme für die grausamsten Fälle des Bürgerkriegs Ein Portrait des Menschenrechtsanwalts Alirio Uribe Muñoz - von Toni Keppeler / BfdW
Am Morgen fährt Alirio Uribe im großen gepanzerten Geländewagen ins Büro. „Solche Autos verwenden die Drogenbarone“, scherzt er. Oder prominente Politiker. Sein Schreibtisch steht im 25. Stock eines Bürohochhauses mitten im Zentrum der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Alle Stockwerke außer dem 25. sind von der öffentlichen Verwaltung belegt. „Wir dachten, dass wir mitten unter Regierungsbeamten sicherer sind vor Bombenanschlägen.“ Schon unten vor den Aufzügen gibt es strenge Kontrollen. Papiere werden überprüft, Taschen durchsucht, Kameras registriert. Oben vor dem Eingang zur Kanzlei ist eine Schleuse mit zwei schusssicheren Stahltüren.
Alirio Uribe ist weder Drogenbaron noch Politiker. Und doch lebt er ständig in Gefahr. Der 47-jährige ist Menschenrechtsanwalt. Sein Leben wird bedroht, weil er das Recht auf Leben anderer verteidigt. Einmal wurde gerade noch rechtzeitig ein Mordkomplott gegen ihn aufgedeckt. Eine Todesschwadron aus Paramilitärs und ehemaligen Armeeangehörigen hatte ein dickes Dossier über ihn angelegt: Informationen des militärischen Geheimdienstes, Fotos, Pläne von seiner Wohnung und seinen Wegen zur Arbeit. „Wenn ich nicht rund um die Uhr von Mitgliedern der internationalen Friedensbrigaden geschützt worden wäre, hätte ich das Land verlassen müssen.“
Seit 17 Jahren arbeitet Uribe im Anwaltskollektiv José Alvear Restrepo, das von „Brot für die Welt“ unterstützt wird. 13 Menschenrechtsanwälte und 27 weitere Mitarbeiter, von der Sekretärin über Praktikanten bis hin zur Öffentlichkeitsarbeiterin. Uribes derzeit gefährlichster Fall ist der gegen den ehemaligen Geheimdienstchef Jorge Noguera. Der war unter anderem für den Schutz gefährdeter Personen zuständig und hat trotzdem Listen mit ihren Namen an Paramilitärs weitergereicht, damit diese wissen, wen sie ermorden sollen.
Präsident Álvaro Uribe - er ist nicht mit dem Anwalt verwandt - hat seinen Geheimdienstchef lange in Schutz genommen und ließ ihn erst fallen, als die Beweise zu erdrückend wurden. Aber es sind nicht diese großen Fälle, die Uribe ständig unter Strom stehen lassen. Die meisten Klienten des Anwaltskollektivs sind arme einfache Leute.
Gewerkschafter, die willkürlich verhaftet wurden. Frauen, die im seit über vierzig Jahre währenden Bürgerkrieg von Paramilitärs vertrieben wurden „Wir sind so etwas wie die Notaufnahme für die grausamsten Fälle des Kriegs“, sagt er. „Wir übernehmen Fälle, die kein anderer Anwalt übernehmen will.“
Würde das Anwaltskollektiv nicht von „Brot für die Welt“ und einem knappen Dutzend weiterer Hilfswerke unterstützt, es könnte keine auch noch so bescheidenen Gehälter bezahlen. Ohne Finanzierung von außen gehe es nicht, sagt Uribe. Doch viel wichtiger als Geld sei die moralische und politische Unterstützung. „Organisationen wie ‚Brot für die Welt’ sorgen dafür, dass man in aller Welt weiß, was in Kolumbien passiert“.
Glückwünsche für „Brot für die Welt“
Ich will „Brot für die Welt“ ganz herzlich zu seinem 50-jährigen Jubiläum gratulieren. Danke für die Arbeit, für die Solidarität, für die Unterstützung für viele Menschen auf der ganzen Welt und speziell in Kolumbien. Wir brauchen eure Hilfe. Nicht nur in finanzieller Hinsicht.
Wir brauchen die politische, die solidarische Unterstützung einer Organisation, die sich für eine bessere Welt einsetzt. Für eine Welt, in der die Entwicklung für alle da ist, in der soziale Gerechtigkeit und Demokratie herrscht, in der die Menschenrechte respektiert werden.
Eine Welt, in der es keine Flüchtlinge gibt, keine Morde, keine Verschwundenen und keine politischen Gefangenen. Eine Welt, in der die öffentliche Verwaltung und der Staat für alle da sind und nicht nur für ein paar wenige. Eine Welt, in der die Gleichheit von Mann und Frau Wirklichkeit ist.
„Brot für die Welt“ will so eine Welt. Wir sind glücklich darüber, dass es Euch schon 50 Jahre lang gibt. Es mögen noch viele, viele Jahre folgen. Seid weiterhin so solidarisch wie in den vergangenen Jahren. Kämpft weiterhin dafür, dass es den Kindern, den Frauen, den Männern, den Alten, den Schwarzen, den Indígenas in all den Ländern, in denen ihr arbeitet, immer besser geht.
Alirio Uribe Muñoz im Gespräch mit Toni Keppeler / „Brot für die Welt“
„Dank Eurer Unterstützung sind wir noch am Leben“
Frage: Kolumbien hat Jahrzehnte des Bürgerkriegs erlebt. Heute werden die rechten paramilitärischen Truppen demobilisiert, die linke Guerilla scheint vor dem Zusammenbruch zu stehen. Gibt es Hoffnung?
Alirio Uribe: Wir haben die Hoffnung nie aufgegeben. Alle, die sich in Kolumbien für die Menschenrechte einsetzen, leben von der Hoffnung, dass diese lange Nacht der Gewalt irgendwann einmal zu Ende sein wird. Wir alle hoffen, dass sich eine Tür auftut und wir in Frieden leben können, dass es soziale Gerechtigkeit gibt und dass die Menschenrechte respektiert werden.
Frage: Glaubt man der Regierung, so hat sich schon etwas zum Besseren verändert.
Uribe: Die Regierung sagt, dass die Paramilitärs demobilisiert werden. Wir haben Beweise dafür, dass das nicht stimmt. Es ist richtig, dass der Regierung einige Erfolge gegen die Guerilla gelungen sind. Trotzdem sind die Aufständischen in vielen Teilen des Landes weiterhin aktiv. Und was das schlimmste ist: Die Menschenrechtslage in Kolumbien hat sich überhaupt nicht gebessert
Frage: Kolumbien ist weltweit nach dem Sudan das Land, in dem es am meisten Binnen-Flüchtlinge gibt. Was kann man als Anwalt für diese Menschen tun?
Uribe: Wir müssen zeigen, dass es nicht nur Opfer gibt, sondern auch Täter, die all diesen Vertriebenen Millionen von Hektar Land weggenommen haben. Diese Täter müssen vor Gericht gestellt werden. Das geraubte Land muss den Vertriebenen zurückgegeben werden.
Frage: Kennt man die Täter?
Uribe: Aber natürlich. Es gibt viele Verfahren gegen Politiker, Großgrundbesitzer und Firmenvertreter, die die Paramilitärs unterstützt haben. Die Paramilitärs haben die Bevölkerung gewaltsam vertrieben und Politiker, Großgrundbesitzer und Firmen haben sich das Land angeeignet.
Frage: Sie haben prominente und mächtige Gegner genannt. In ihrem Büro arbeiten gerade einmal 40 Mitarbeiter. Was gibt Ihnen die Kraft, sich mit so mächtigen Gegnern anzulegen?
Uribe: Die sozialen Bewegungen, die Organisationen der Indigenas, die Gewerkschaften, die Frauenbewegung - sie alle sagen uns, dass unsere Arbeit für sie von großer Wichtigkeit ist. Das gibt uns jeden Morgen die Kraft aufzustehen und unser anwaltliches Wissen den Schwächsten in diesem Land zur Verfügung zu stellen.
Frage: Ihr Anwaltskolektiv arbeitet schon viele Jahre mit „Brot für die Welt“ zusammen. Abgesehen von der Finanzierung - welche Rolle spielt „Brot für die Welt“ in ihrer Arbeit?
Uribe: „Brot für die Welt“ hilft uns finanziell. Aber in Kolumbien reicht das nicht. Viel wichtiger ist die politische Unterstützung. Und da ist „Brot für die Welt“ ein strategischer Partner. Dank dieser Unterstützung sind wir noch immer am Leben und können unsere Arbeit tun.
Interview von Toni Keppeler /„Brot für die Welt“
Chef der Streitkräfte tritt zurück
Am 4.11. nimmt General Mario Montoya den Hut. Er zieht damit die Konsequenzen aus einem sich immer weiter ausweitenden Skandal. Berichten zufolge sollen Armeeangehörige Dutzende Zivilisten außergerichtlich hingerichtet haben. Fünf Tage zuvor wurden wegen dieser Anschuldigungen schon 27 Offiziere – unter ihnen drei Generäle – suspendiert. Auslöser für den Skandal ist das Verschwinden und die Ermordung Dutzender Jugendlicher aus den Slums kolumbianischer Großstädte. Allein aus dem Armenviertel Ciudad Bolivar in Bogotá und dem angrenzenden Soacha wurden elf Jugendliche verschleppt. Knapp 24 Stunden später wurden sie tot im über 700 Kilometer weit entfernten Department Norte de Santander aufgefunden. Die Armee behauptete anfangs, die Jugendlichen seien im Kampf gefallene Guerilla-Kämpfer. Auch aus anderen Großstädten gibt es Berichte über die Entführung und Ermordung von Jugendlichen durch die Armee. Mittlerweile sind in diesem Jahr schon über 100 Fälle angezeigt worden. Diese außergerichtlichen Hinrichtungen haben in den letzten Jahren stark zugenommen, wie eine internationale Untersuchungskommission in ihrem Bericht feststellte.
Quellen & Informationen: Kolumbien-aktuell - No 479 – www.aksonline.ch und www.kolko.net Aktueller Artikel: "Body count" unter Zivilisten bei kolumbianischer Armee - Tommy Ramm – in Telepolis - www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29109/1.html
„Wir werden nicht von der FARC in Bewegung gesetzt, sondern vom Hunger und vom Durst nach Gerechtigkeit“ - MINGA Indigena
Der 12. Oktober ist der Jahrestag der Eroberung Lateinamerikas durch Christoph Kolumbus. Für die Indigenen ist er der Tag des Widerstands gegen die 516 Jahre währende Diskriminierung und Unterdrückung. Sie riefen zu einer „MINGA der Völker“ auf – Minga heißt soviel wie „geteilte und gemeinschaftliche Arbeit“. In 16 Departments gingen Indigene auf die Straße, um gegen Gesetze und Projekte zu protestieren, die ihre Rechte und ihr Territorium verletzen oder gefährden. Die massivsten Proteste fanden im Cauca und im Valle del Cauca statt. Rund 30.000 Indigene und Bauern zogen in einem großen Demonstrationszug nach Cali. Dort sollte mit Präsident Uribe verhandelt werden.
Sie stellten fünf zentrale Forderungen an die Regierung auf. Zum einen sollen die Morde an Mitgliedern und Führungspersönlichkeiten ihrer Gemeinschaft aufhören. Oft werden unter den Vorwand der Terrorismusbekämpfung Indigene verfolgt und ermordet. Zum anderen soll die Regierung die UNO-Erklärung über die Rechte der Indigenen unterzeichnen. Drittens richten sie sich kategorisch gegen das TLC – das Freihandelsabkommen mit den USA. Viertens sollen alle Gesetze gestoppt oder rückgängig gemacht werden, die der rücksichtslosen Ausbeutung von Ressourcen, Wasser, Wäldern und Land Vorschub leisten (Gesetz über „Ländliche Entwicklung“, „Waldgesetz“ u.a.)
An den Protesten nahmen Tausende Indigene der Nasa, Kokonukos, Yanacona, Guambiano, Embera, Eperara Siapidara, Wounaan, Barí, Kankuamos, Mokaná, Wiwa, Arhuacos, Senú, Sikuanis, Piapocos, Salibas und U’wa teil.
Die Regierung reagierte auf die Proteste mit einer Diffamierungskampagne. Die Bewegung sei von der FARC-Guerilla unterlaufen. Ein Sprecher der Indigenen erwiderte: „Wir werden nicht von der FARC in Bewegung gesetzt, sondern vom Hunger und vom Durst nach Gerechtigkeit.“
Polizei und Militär gingen mit brutaler Gewalt gegen die Protestierer vor. Immer wieder hielten sie die Demonstrationen an und attackierten sie mit aller Härte. Dabei wurden Panzerwagen, Reizgas und Schlagstöcke, aber auch Schusswaffen und unkonventionelle Waffen eingesetzt. Bei den Auseinandersetzungen starben 5 Indigene, mindestens 129 wurden verletzt. Mehrere verloren ein Auge, weil die Sicherheitskräfte mit Gassplittern und Nägeln gefüllte Tränengas-Geschosse abfeuerten.
Erste Verhandlungsversuche mit dem Präsidenten scheiterten an der unnachgiebigen Haltung der Regierung, die in keinem Punkt auf die legitimen Forderungen einging. Sie wurden mit Beleidigungen, Verleumdungen und Aggression beantwortet. Die Indigenen entschieden daher, ihre MINGA in Form eines Marsches nach Bogotá fortzusetzen.
Am 10. November setzte sich ein Protestzug vom Cauca aus in Bewegung. Tausende Indigener, Bauern und Afros, aber auch Zuckerrohrarbeiter und Menschen aus anderen sozialen Bewegungen beteiligten sich an diesem Marsch und wurden von ebenso vielen auf dem Weg empfangen, begleitet und unterstützt. Am 20. November zogen ca. 15.000 in Bogotá ein. Aufgrund der Beteiligung verschiedener gesellschaftlicher Sektoren wurde der Protest nun „MINGA Social y Comunitaria“ genannt. Mit einer Großdemonstration mit 30-40.000 TeilnehmerInnen nahm sie am 22.11. ein vorläufiges Ende. Zugleich wurde vereinbart, spätestens am 12. Oktober 2009 einen „Kongress der MINGA der Völker“ zu veranstalten. Bis dahin sollen die Vernetzung und der Aufbau einer breiten sozialen Bewegung fortschreiten. Aktionen und Proteste sollen Ausdruck und Mittel der Vernetzung sein und alle benachteiligten und ausgegrenzten Sektoren der Bevölkerung umfassen. Quellen und Hintergrund-Berichte: Kolumbien-aktuell 480 www.askonline.ch; www.kolko.net und ACIN – www.nasaacin.org/ (mit Fotogalerie)
Erfolgreicher Streik im Zuckersektor
Seit dem 15. September befanden sich die „Corteros de Caña“ (Zuckerrohrschneider) im Streik bzw. blockierten die Zufahrtstore zu den Ingenios (Zuckerfabriken) im Valle del Cauca. Diese Provinz im Südwesten Kolumbiens ist die Zuckerranbauregion Kolumbiens.
Erst nach 56 Tagen Streik erzielten die Zuckerroharbeiter im November den Durchbruch. Die Zuckerbarone der „Ingenios“ (Zuckerfabriken) lenkten ein und boten 11,5 Prozent bessere Bezahlung an, außerdem wollen die Unternehmer einen Fond für den Wohnungsbau einrichten und Stipendien für die Kinder der Corteros anbieten. Zu den weiteren Zugeständnissen gehört auch die Einführung des Acht-Stunden-Tages mit maximal zwei Überstunden – bislang arbeiten die Corteros meist 12-14 Stunden. Nur noch mit dem Ingenio Maria Luisa fehlt ein Abschluss, es wird weiter bestreikt.
Einzelne Gewerkschaften sehen im Streik und seinem Ergebnis einen „historischen Sieg“ gegen die anhaltende Verschlechterung des Arbeitsrechts und der Situation der ArbeiterInnen. Der Streik habe der Gewerkschaftsbewegung wieder neuen Schwung gegeben. Die Gewerkschaften des Sektors verzeichnen auch einen rasanten Anstieg ihrer Mitgliederzahlen. Die Gewerkschaft SINALCORTEROS hat nach eigenen Angaben einen Mitgliederzuwachs von 900 auf 3.000 erzielt. Auch die Lebensmittelarbeiter-Gewerkschaft SINALTRAINAL erfreut sich vieler neuer Mitglieder.
Dennoch bleibt das Hauptziel nicht erreicht: Die Zerschlagung der „Arbeitskooperativen“ -„Cooperativas de Trabajo asociado“ (CTA) - und direkte Arbeitsverträge konnten die Arbeiter nicht erzwingen. In den Arbeitskooperativen müssen sich die Arbeiter zusammenschließen und sind ihre eigenen „Chefs“ – dadurch werden gewerkschaftliche Organisierung und somit auch reguläre Tarifabschlüsse verhindert. Auch der drohende massive Arbeitsplatzverlust durch weitere Mechanisierung der Ernte konnte nicht durch die Abschlüsse eingegrenzt werden.
Hintergrund-Berichte in der aktuellen ILA und unter www.askonline.ch Radio – Onda-info 195 - Streik der Zuckerrohrarbeiter http://www.npla.de/onda/content.php?id=826&PHPSESSID=a5d4284d4aae15c55e083eeea90aaec9
Kampf um Kohle und Öl
Im November waren Vertreter der Indigenen Motilon Bari und der Kleinbauern aus dem Catatumbo in Deutschland zu Besuch. Auf ihrem traditionellen Territorium im Nordosten Kolumbiens soll der größte Kohletagebau Lateinamerikas entstehen. Gefragt werden sie nicht. Schon seit den 30ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wird im Catatumbo nach Öl gebohrt. Damals wurden Tausende Bari-Indigene ermordet – der Staat hatte sogar ein Kopfgeld für jeden getöteten der 16.000 Bari ausgesetzt. Heute leben nur noch 3.000 Bari im Catatumbo. Neben weiteren Ölforderplänen ist ein geplanter Kohletagebau die größte Bedrohung für Menschen und Umwelt in der Region. 25.000 Hektar dichter Urwald und wasserreiche Berge würden durch den Tagebau zerstört. Schon 1999 wurden rund 100.000 Menschen aus der Region von Paramilitärs vertrieben. Nun befürchten Indigene und Bauern, dass sie wegen der Kohlevorkommen erneut zu Opfern der Gewalt werden. Bei ihrem Kampf um ihre Rechte und ihre Existenz werden sie vom Anwaltskollektiv „Luis Carlos Perez“ unterstützt. Das Anwaltskollektiv ist „Brot für die Welt“-Partner. Die Anwältin Judith Maldonado hat die beiden Vertreter der Indigenen- und Bauern-organisationen Ashcayra Arabadora Acrora (ASOBARI) und Juan Carlos Quintero (ASCAMCAT) in Deutschland begleitet. Neben etlichen Veranstaltungen z.B. in Köln, Wuppertal, Emden und Dörpen wurde auch ein Studiogespräch mit ihnen bei der Deutschen Welle (DW) in Bonn aufgezeichnet.
Den Beitrag im Podcast "Fokus Amerika" und in der Sendung "Welt im Fokus" im deutschen Hörfunkprogramm der DW finden Sie unter: http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,3807578,00.html Einen spanisch-sprachigen Bericht und den Mitschnitt des Studio-Gesprächs finden Sie unter: http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,3803977,00.html Die Web-Site des Anwaltskollektivs: http://www.colectivodeabogadosluiscarlosperez.org/ Vortrag "Kampf um Kohle und Öl" in Wuppertal http://http://www.baso-news.de/Baso/Prgs/podcast05/index.php
Eilbriefaktion: Anschlag auf Sprecher von Friedensgemeinde in San José „Paramilitärs haben einen Anschlag auf den Sprecher der "Friedensgemeinde" (Comunidad de Paz) San José de Apartadó im Departement Antioquia verübt. Die in der Region operierenden Paramilitärs haben zudem damit gedroht, BewohnerInnen der Gemeinde zu töten, wenn sie das Gebiet nicht verlassen. Am 1. November 2008 kamen zwei in der Region bekannte Paramilitärs vor einem Internetcafé auf Jesús Emilio Tuberquia zu. Einer von ihnen hielt ihm eine Pistole an den Kopf drohte, wir werden dich töten. Es gelang Jesús Tuberquia jedoch, die Hand des Mannes festzuhalten und dann wegzurennen....“ Quelle, weitere Informationen und Aktionsaufruf: http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-308-2008/anschlaege-und-drohungen-gegen-friedensgemeinde?destination=node%2F5309
Eilbriefaktion: Sprecher von afrokolumbianischer Gemeinschaft ermordet Walberto Hoyos Rivas, Sprecher der afrokolumbianischen Gemeinschaft in der Region Curvaradó im Departement Chocó im Nordwesten Kolumbiens, wurde Berichten zufolge von Mitgliedern der paramilitärischen Gruppierung Águilas Negras getötet. …. Quelle, weitere Informationen und Aktionsaufruf: http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-299-2008/nach-toetung-sorge-um-sicherheit?destination=node%2F5309%3Fpage%3D2
Hintergrund-Informationen und neue Veröffentlichungen
ILA-Themenheft „Kolumbien“ (Dezember 2009) Die ila widmet im Dezember der Situation in Kolumbien ein umfangreiches Schwerpunktheft. Leitfragen dabei sind: Wie ist die aktuelle politische Konjunktur in Kolumbien? Welche AkteurInnen sind für die Menschenrechtsverletzungen verantwortlich? Was sind jenseits der Propaganda die tieferen Ursachen für Menschenrechtsverletzungen und Gewalt in Kolumbien? Welche sozialen, politischen und kulturellen AkteurInnen arbeiten für friedliche Alternativen für Kolumbien? Welche Perspektiven gibt es für eine friedliche Zukunft Kolumbiens? Einige der Themen: - Kolumbien – letztes Flaggschiff der USA? (von Bettina Reis) - Die indigene Bewegung: La Minga und ihre Hintergründe (von Héctor Mondragón) - Aus der Praxis: Arbeit mit Bauernfamilien in einem Cocaanbaugebiet (von Gudrun Kern) - Cartagena und der karibische Rassismus (von Evelyn Burgmaier/ Israel Díaz) - Arbeitssituation und Streik der Zuckerrohrarbeiter im Valle del Cauca (von Jochen Schüller) - Drohende Kohleförderung in Norte de Santander - Interview mit Delegation - Kolumbianische Kohle für deutsche Kraftwerke (von Bettina Reis) - Afro-Gemeinde in Tumaco im Clinch mit den Ölpalm-Unternehmern (von Carlos Rua)
Alle Inhalte und die Bestellmodalitäten unter: www.ila-bonn.de
Zertifizierung von Agrotreibstoffen
Die Verlängerung des Erdölzeitalters und die Privatisierung des Rechts Autor: Thomas Fritz - Berlin, November 2008 Hier geht es zum Text: http://fdcl-berlin.de/index.php?id=1462
Informationen zu "Biomasse und Agroenergie": http://fdcl-berlin.de/index.php?id=1241
Kolumbien auf dem Prüfstand des UNO-Menschenrechtsrates Am Internationalen Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezember, wird im UNO-Menschenrechtsrat in Genf die Debatte über die Menschenrechtslage in Kolumbien eröffnet. Aus diesem Anlass haben zahlreiche kolumbianische und internationale Menschenrechtsorganisationen Berichte zur Lage der Menschenrechte in Kolumbien veröffentlicht. Der komplette Bericht von Bruno Rütsche: http://www.askonline.ch/monatsberichte/MB_08_12.pdf
Bericht des OIDHACO-Netzwerkes zu UPR-Verfahren Im Rahmen des für alle Staaten verpflichtenden UPR-Verfahrens (allgemeine regelmäßige Überprüfung) beim Menschenrechtsrat in Genf wird Kolumbien am 10.12.2008 seinen Bericht zur Situation der Menschenrechte in Kolumbien vorstellen. http://www.kolko.de/artikel.php
Protestaktion: Internationale Menschenrechtsbeobachterin und Kommunikationswissenschaftlerin Friederike Müller aus Kolumbien ausgewiesen: „Wir, die unterzeichnenden Organisationen, Mitglieder des Solidaritätsnetzwerkes „Red de Hermandad y Solidaridad con Colombia“, verurteilen gegenüber der nationalen und internationalen Gemeinschaft aufs Schärfste die willkürlichen und ungerechtfertigten Vorgänge, mittels derer die kolumbianische Sicherheitsbehörde DAS (Departamento Administrativo de Seguridad) ...“ Den kompletten Aufruf finden Sie unter: http://www.kolko.de/artikel.php?art_id=1724 Siehe auch Standard vom 23.10.08 - http://derstandard.at/Text/?id=1224256223552
Campaigning for truth and justice: The National Movement of Victims of State Crimes Englisch-sprachige Publikation über die “Bewegung der Opfer” in Kolumbien http://www.amnesty.org/en/library/info/AMR23/031/2008/en
Breaking the Grip? Obstacles to Justice for Paramilitary Mafias in Colombia Hindernisse für die Justiz bei den Untersuchungen über die paramilitärischen Mafiastrukturen in Kolumbien. Ein Bericht von Human Rights Watch: Spanisch: http://hrw.org/spanish/reports/2008/colombia1008/ Englisch: http://hrw.org/reports/2008/colombia1008/
Kohle aus Kolumbien - „Soziale Unternehmensverantwortung auf dem Prüfstein: ein Augenschein in den Kohlenminen von Glencore und Xstrata in Kolumbien“ – Bericht von Lisa Huber und Stephan Suhner / ASK-Monatsbericht - Juli August 2008 www.askonline.ch
„Kolumbien wirft Aktivisten raus“ – TAZ – 20.10.08 http://www.taz.de/1/politik/amerika/artikel/1/kolumbien-wirft-aktivisten-raus
"Präsident Uribe bringt Menschenrechtler in Lebensgefahr" Die aus Kolumbien abgeschobene Aktivistin Friederike Müller erhebt im derStandard.at-Interview schwere Vorwürfe –
„Kein Brot für Öl“ - Der Biosprit-Boom in Kolumbien Fernseh-Dokumentation über Palmölanbau und seine Folgen in Kolumbien WDR Fernsehen, Sonntag 30.11.2008, 16.25 - 16.55 Uhr Wiederholung: Freitag, 5. Dezember 2008, 9.20 - 9.50 Uhr
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