:: BaSo´s  internationale News ::

Prekär und geschlagen
08.12.2011 | 19:40 Uhr

Nestlés Milchfabrik in Kabirwala, Pakistan, ist auf die tägliche Arbeit von Hunderten von prekären Arbeitskräften angewiesen, die von Arbeitsvermittlern auf Basis „keine Arbeit, kein Lohn“ bereitgestellt werden. Als die Gewerkschaft damit begann, seit langer Zeit beschäftigten prekären Arbeitskräften zu helfen, eine direkte, feste Anstellung zu erlangen - wie gesetzlich vorgeschrieben -, reagierte die Betriebsleitung mit Massenentlassungen, Provokationen, polizeilichen Anzeigen und körperlicher Gewalt durch die Arbeitsvermittler und Schläger.

Muhammad Saleem war seit 2006 als Vertragsarbeiter in der Abfüll-und Verpackungsabteilung bei Nestlé-Kabirwala beschäftigt. Nachstehend schildert er das prekäre Arbeitssystem in der Fabrik und was passierte, als die Gewerkschaft die Bemühungen der Vertragsarbeiter/innen um die Erlangung einer direkten, festen Anstellung gemäss den Rechtsvorschriften unterstützte.

"Wir bekamen immer die gleiche Uniform wie die festangestellten Beschäftigten von Nestlé, als wir aber Klagen auf Festanstellung einreichten, verpasste die Betriebsleitung uns eine andere Uniform mit den Worten: "Ihr seid die Beschäftigten des Arbeitsvermittlers, deshalb braucht ihr eine andere Uniform."

"Wir hatten nie eigene Uniformen, wir haben sie immer mit anderen geteilt…"

"Wir hatten nie eigene Uniformen, wir haben sie immer mit anderen geteilt. Wenn wir an der Fabrik ankamen, bekamen wir eine Uniform von den Arbeitern/Arbeiterinnen, die Feierabend hatten, und wenn wir unsere Schicht beendeten, übergaben wir unsere Uniform an ankommende Schichtarbeiter/innen.

Mit den Schuhen war es genauso; wir bekamen unsere Schuhe von Arbeitern/Arbeiterinnen, die Feierabend hatten, und wir übergaben sie den ankommenden Arbeitskräften.

Es spielte keine Rolle, dass die Schuhe und die Uniformen passen und bequem sein sollten. Manchmal litten Arbeitskräfte unter Hautreizungen, das wurde aber von den Beschäftigten oder der Betriebsleitung nie als ernstes Problem angesehen; für uns war das Wichtigste, einen Tag Arbeit zu bekommen. Während der Spitzenzeiten waren nie genug Uniformen vorhanden, dann bekamen wir alte, beschädigte Uniformen.

Druck auf die Familie

Mein Vater arbeitete bereits als Wachmann bei Nestlé über ein Sicherheitsunternehmen, und er stellte mich 2006 vor. Im Jahr 2010, als wir Klagen einreichten, änderte die Betriebsleitung ihre Haltung, und mir wurde Reinigungs- statt Verpackungsarbeit zugewiesen. Die Betriebsleitung setzte meinen Vater unter Druck mit der Drohung: "Wenn dein Sohn die Klage nicht zurückzieht, verlierst auch du deinen Arbeitsplatz". Mehr als einen Monat lang war mein Vater Einschüchterungen und Druck seitens der Betriebsleitung ausgesetzt, und schliesslich wurde er nach Hause geschickt.

Nach der Einreichung der Klagen war es für uns schwer, einen Tag Arbeit zu bekommen. Als die Betriebsleitung 58 Arbeitskräften kündigte, veranstalteten wir eine Protestkundgebung. Daraufhin kündigte die Betriebsleitung am 9. Juni 33 weiteren Arbeitskräften. Unsere einstweiligen Verfügungen wurden vom Arbeitsgericht bestätigt, und die Betriebsleitung konnte uns nicht rechtmässig kündigen – sie tat es aber trotzdem!

Angriffe durch Schläger

Am nächsten Tag, dem 10. Juni, veranstalteten wir erneut eine Protestkundgebung vor dem Büro des District Police Officer in Khanewal. Wir beendeten die Protestaktion gegen Mittag und kehrten in Gruppen zurück. Ich fuhr mit zwei Kollegen mit einem Motorrad in Richtung Fabrik. Unterwegs wurden wir von dem Arbeitsvermittler Iqbal Ramzan (einer der Söhne in Ramzan and Sons, die Arbeitskräfte für Nestlé bereitstellen) und 5-6 Personen angehalten und mit Stöcken angegriffen. Wir wurden verletzt; einige unserer Kollegen brachten uns ins Krankenhaus, wo wir Erste Hilfe erhielten.

Der Arbeitsvermittler erstattete bei der Polizei Anzeige gegen uns, noch bevor wir die Polizeiwache erreichten, um den Überfall zu melden. Das ist wahrscheinlich der Grund, weshalb man uns im Krankenhaus kein ärztliches Attest ausstellte.

Die einstweiligen Verfügungen des Gerichts sind immer noch in Kraft, Nestlé weigert sich jedoch, uns zur Arbeit zurückkehren zu lassen."

Stoppt Nespressionen – sendet eine Botschaft an Nestlé! Hier klicken, um den grössten Nahrungsmittelkonzern der Welt aufzufordern, Rechte zu achten und aufzuhören, die Vertragsarbeiter/innen in Pakistan zu bestrafen.



Link:  IUL

 
vorige News
zurück zur Übersicht                              nächste News