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Tödlicher Protest bei Staudammbau in Brasilien
19.02.2012 | 17:03 Uhr

Zusammenstöße zwischen Polizei und Arbeitern beim Staudammbau Jirau. Weitere Konflikte befürchtet

Brasília. Bei erneuten Protesten von Arbeitern des Staudammbaus Jirau am Rio Madeira im Bundesstaat Rondônia ist Anfang der Woche ein Arbeiter ums Leben gekommen. Laut Informationen der brasilianischen Landpastorale CPT wurde der 24-jährige Arbeiter Josivan França durch eine Kugel in den Hals getroffen und verstarb noch am Ort des Geschehens, im Munizip Jaci Paraná, rund 150 Kilometer von der Landeshauptsadt Porto Velho entfernt.

Die Proteste hatten sich laut der Landpastorale am Montag entzündet, nachdem mehr als 300 Arbeiter in der Nacht von Sonntag auf Montag mehrere Stunden vergeblich auf die Busse warteten, die sie zu ihren Unterkünften am Staudammbauwerk bringen sollten. Daraufhin errichteten wütende Arbeiter auf der Bundesstraße BR 364 eine Barrikade aus Holz. Als Polizeistreifen anrückten, kam es zu Zusammenstößen. Dabei wurden mehrere Personen verletzt. Laut CPT-Angaben setzte die Polizei dabei Pfefferspray ein und schoss mit Gummigeschossen auf die Demonstranten. Nach Auskunft der Arbeiter stand Josivan França rund einhundert Meter von der Polizei entfernt, als ihn eine Kugel traf. Unbestätigten Berichten der CPT zufolge soll es noch ein weiteres Todesopfer gegeben haben.

Die Arbeiter sind Beschäftigte der Baufirma Camargo e Correa, die den Staudammbau der Hidrelétrica de Jirau am Rio Madeira errichtet. Der Stausee soll 258 Quadratkilometer Land fluten, und das Wasserkraftwerk soll eine Leistung von 3,75 Gigawatt haben. Jirau ist eines der zwei großen Wasserkraftwerke, die am Rio Madeira Nahe der Grenze zu Bolivien gebaut werden. Santo Antonio mit 3,1-Gigawatt-Leistung wird genauso wie Jirau wegen seiner sozialen und Umweltauswirkungen national und international heftig kritisiert. Der Bau beider Stauwerke zusammen soll bis zu umgerechnet 15 Milliarden US-Dollar verschlingen.

Beide Dämme gefährden das Überleben zahlreicher Angehöriger indigener Völker in der Region, darunter auch bislang isoliert lebende Indigene, deren Existenz durch Regierungsunterlagen belegt ist. Auch die lokale Flussuferkultur tausender Anwohner, die in der Schwemmlandwirtschaft der várzea im Einklang mit den jahreszeitlichen Schwankungen des Flusses seit Generationen leben, sind von den tiefen Eingriffen in die Natur durch die Staudammbauten in ihrer Existenz bedroht.

Schon vor knapp einem Jahr war es beim von der Regierung geförderten Staudammprojekt Jirau am Rio Madeira infolge von Arbeitskonflikten zu heftigen Protesten gekommen, bei denen die Mitarbeiterunterkünfte sowie Omnibusse in Brand gesteckt worden waren. Auch der Bau des Santo-Antonio-Staudamms war wegen Arbeiterprotesten unterbrochen worden. Nach einmonatiger Bauunterbrechung waren die Bauarbeiten nach Zugeständnissen der Betreiberfirmen an die Arbeiter wieder aufgenommen worden. Die Konflikte sind aber offensichtlich nicht aus der Welt geräumt. Die Landpastorale CPT befürchtet für die nächsten Tage weitere Zusammenstöße zwischen Polizei und Protestierenden.



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