Europas größter Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) und Bayer wetteifern um das Geschäft mit verschreibungsfreien Präparaten des Schweizer Konkurrenten Roche. meldet die "Financial Times Deutschland". Für Bayer wäre die milliardenschwere Übernahme mit größten Anstrengungen verbunden.
Für das so genannte OTC-Geschäft (Over the Counter), für das sich auch mehrere Investmentgesellschaften interessierten, könnte ein Kaufpreis von 2 bis 3 Mrd. Schweizer Franken (umgerechnet 1,27 bis 1,90 Mrd. Euro) erzielt werden, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Montag aus Finanzkreisen. Es seien sowohl strategische als auch Finanz-Investoren interessiert. "Glaxo und Bayer sind beide offensichtlich Namen unter den strategischen Mitspielern", hieß es in den Kreisen.
Roche habe die Tür auch für Private-Equity-Häuser geöffnet, um auch dann einen Verkauf zu ermöglichen, falls Branchenvertreter nicht genug böten. Bayer und Glaxo lehnten einen Kommentar ab. Roche hatte schon in der Vergangenheit mitgeteilt, dass für die Sparte - bekannt etwa durch die agentablette "Rennie" - verschiedene Optionen geprüft würden. Zu den bekannten Produkten des Konzerns im OTC-Bereich gehört auch das Mittel "Nicorette" zur Raucher-Entwöhnung.
Bereits vor Wochen wurde bekannt, dass eine Reihe von Herstellern verschreibungsfreier Arzneien an dem Geschäft interessiert sind. Das Consumer-Health-Geschäft des Baseler Konzerns erwirtschaftete 2003 einen Umsatz von 1,77 Mrd. Franken, was etwa acht Prozent des Konzernumsatzes entspricht. Die operativen Gewinnmargen liegen unter dem des Kerngeschäftes mit verschreibungspflichtigen Medikamenten.
Bayer gegen Goliath
Eine Finanzierung des Kaufs wäre für Bayer aufwendig, für GSK dagegen kein Problem. Am Wochenende war GSK in britischen Zeitungen als ein wahrscheinlicher Käufer genannt worden. Roche wollte den Artikel nicht kommentieren. Die Schweizer sprächen derzeit mit "zehn oder weniger" Interessenten über das OTC-Geschäft, hieß es in am Montag. Bis Mitte März wolle Roche wahrscheinlich die Kandidaten-Liste einengen. Eine formelle Verkaufsankündigung könne aber noch einige Monate auf sich warten lassen.
Bayer arbeitet seit 1996 bereits in den USA mit Roche bei Schmerzmitteln und Gesundheitsprodukten in den USA zusammen. Bayer hatte zudem mitgeteilt, das konsumnahe OTC-Geschäft in Zukunft noch stärker forcieren zu wollen. Für GSK sichert das OTC-Geschäft einen stabilen Einnahmestrom in einem Jahr, in dem der Konzern mit Generika-Konkurrenz bei seinen umsatzstarken Medikamenten gegen Depressionen zu kämpfen hat.
aus: ftd.de, Mo, 23.2.2004, 14:09
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