Zur Zeit ist ein Tarifvertrag für eine BASF-Tochter (Berlin) in Verhandlung, den derzeit in Ludwigshafen "niemand" kennt. Bzw. die, die ihn kennen, geben nichts bekannt, so Insider vom BASF Hauptwerk Mannheim. Es gibt auch Gerüchte, er sei noch gar nicht unterschrieben, weil man Einzelheiten noch formulieren müsse aber aus politischen Gründen schon an die Presse wollte. Die IG BCE selbst hat in ihren regelmässigen email Medieninformationen zu dem Tarifvertrag noch keine Meldung rausgegeben. Was man hört ist, daß der Tarifvertragsentwurf sich materiell deutlich unterhalb des "IG BCE-Flächentarifvertrags Ost" bewegt (begründet damit, daß es sich ja um eine reine Verwaltungs-/Dienstleistungseinheit handele). Materiell bewege er sich zwischen dem Bratislava-Tarif und dem IG BCE-Flächentarif Ost. Die Beunruhigung unter den Beschäftigten Ludwigshafen, die parallel dazu den Vertrieb Deutschland machen, ist verständlicherweise groß.
Am 1.3.05 meldet das ZDF, bzw. ließ die BASF verlautbaren: "Wir haben auch eine Verpflichtung als deutsches Unternehmen gegenüber der deutschen Volkswirtschaft", begründet BASF-Vorstand Eggert Voscherau die Standortentscheidung für Berlin. Bis zu 600 neue Arbeitsplätze könnten im Ostteil der deutschen Hauptstadt entstehen.
BASF will Abteilungen für Rechnungswesen und Personal aller europäischer Standorte in einer Service-Stelle zusammenfassen. Investitionsvolumen: 50 bis 60 Millionen Euro. Allerdings: So ganz selbstverständlich war die Investitionsentscheidung für Berlin nicht.
"Zwischen Berlin-Ost und Bratislava" Letztlich ist die Standortentscheidung für Berlin einem besonderen Tarifvertrag zu verdanken, den die Firma mit der Chemie-Gewerkschaft aushandelte. "Wir brauchten einen Vertrag, der irgendwo zwischen dem normalen Tarifniveau von Berlin-Ost und Bratislava liegt", beschreibt BASF-Vizechef Voscherau die Vorgabe. Und das sei gelungen. 40 Stunden pro Woche statt 37,5 wie im Westen, Zuschläge nur für europaweite Feiertage wie Weihnachten, Ostern und 1. Mai. An deutschen Feiertagen wie Pfingsten oder am 3. Oktober gibt es keine Zuschläge. Wichtigster Bestandteil der Tarifvereinbarung ist aber eine hoch flexible Gehaltsstruktur. Sie besteht aus einem relativ geringen Grundgehalt und variablen Bestandteilen, über die das Unternehmen eigenhändig - also ohne Gewerkschaftsbeteiligung - für jeden einzelnen Mitarbeiter entscheiden kann: einen Aufgabenaufschlag und einen Leistungsaufschlag.
Als BaSo/Chemiekreis lehnen wir diese Art von erpresster Tarifpolitik ab. Gewerkschaften die sich auf "dieses Spiel" einlassen sorgen für die Zerstörung aller Tarifverträge. Denn nach Bratislava wird in einer nächsten Runde Mumbai (Indien) oder sonstwas als Argument für Lohnsenkung herhalten müssen, auch wenn dort gar keine Möglichkeiten, wie in Bratislava, bestehen, Rechnungswesen und Personalabteilungen aller europäischer Standorte in einer Service-Stelle zusammen zu fassen. IGM-Vize Huber hatte dementsprechend auch folgerichtig die IG BCE-Tarifvertragsverhandlungen kritisiert.
|