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BASF: Wohin mit dem ganzen Geld?
09.03.2006 | 08:30 Uhr

BASF: Wohin mit dem ganzen Geld?Geld ist genug da“

sagt die Linke angesichts leerer öffentlicher Kassen oder angesichts von Kürzungen bei sozialen Leistungen, und meint damit das Geld in den Händen von privaten Besitzern oder kapitalistischen Großunternehmen. Ein gutes Beispiel dafür, dass genug Geld da ist, ist die BASF.

Seit mehreren Jahren läuft die weltweite Chemiekonjunktur gut. Das Jahr 2005 wird bei BASF gewinnmässig ein Rekordjahr werden, wird 2004 übertreffen. Und 2004 war ein Rekordjahr und hat 2003 übertroffen…. Man hat einigermaßen Anschluss gefunden an die boomende asiatische Konjunktur. Und man profitiert vom weltweiten Anziehen der Rohstoffpreise: 2004 kam die Hälfte des Profits aus den Geschäften mit Öl und Gas. Die BASF ist der beste Partner der russischen Gazprom, an mehreren Pipelines beteiligt und jetzt am Bau der neuen Ostsee-Gaspipeline. Und sie fördert Öl, zum Beispiel in Libyen.

Zwischen 2002 und 2004 hat man nochmals die amerikanischen Werke radikal restrukturiert, elf Werke geschlossen und die Beschäftigten entlassen, um auf diesem Markt endlich mal dauerhaft Profit zu erzielen.

Und im wichtigen Ludwigshafener Werk? Auch dort hat man im Rahmen eines „Standortprojekts“ jeden Stein umgedreht und nach versteckten Rationalisierungspotentialen gesucht: die Werkstechnik wurde umstrukturiert, die Produktion nach Rationalisierungspotentialen durchforscht. Jetzt kommt die Analytik dran. Und am Ende steht immer Personalabbau. Der wurde mit freiwilligen Abfindungsangeboten, Altersteilzeit und verringerten Einstellungszahlen zu Lasten fertiger Azubis „sozialverträglich“ umgesetzt. Man rechnet mit noch 32 000 Beschäftigungsverhältnissen Ende 2008. In den „fetten 1980er Jahren“ haben einmal traumhafte 52 000 Beschäftigte bei BASF in Ludwigshafen gearbeitet.


Doch was machen mit dem Geld? Man könnte es investieren, neue Anlagen errichten, Forschungsprojekte auflegen. Doch heutzutage wird erwartet, dass eine Investition möglichst schon im ersten, spätestens im zweiten Jahr der Inbetriebnahme Profit abwirft. Und dass die Investition das garantieren kann, was allgemeines Unternehmensziel ist: eine Gesamtkapitalrendite von mindestens 10 bis 12%. Und da gibt es in Deutschland und Europa gar nicht so viele Investitionsprojekte, die das garantieren können. Was macht da die BASF?

Rückkauf eigener Aktien

Wer Geld übrig hat und es nicht braucht, tilgt seine Schulden. Die BASF kauft eigene Aktien zurück. Im Jahre 2005 hat die BASF 26,06 Millionen Stück eigene Aktien zurück gekauft und dafür 1,435 Milliarden Euro ausgegeben. Insgesamt wurden für das im April 2005 angekündigte Aktienrückkaufprogramm 1,5 Milliarden Euro eingeplant. Die Vorteile eines solchen Programms? Zunächst mal die Kurspflege: die Aktienkurse steigen, wenn Aktien in großem Umfang gekauft werden. Das Ergebnis je Aktie wird höher, pro Aktie kann mehr Dividende ausgeschüttet werden. Und man hofft, vor Übernahmen durch Dritte eher gefeit zu sein.

Sprung nach Asien

Die sogenannten Fachleute halten den asiatischen Markt für den Zukunftsmarkt überhaupt. Das gilt auch für die Chemieindustrie. Mühsam versucht die BASF, der nach Asien abgewanderten Schuh- und Textilindustrie hinter her zu laufen mit den für Schuhe und Textilien benötigten Chemikalien. Ob das gelingt, weiß man noch nicht. Sicher ist jedenfalls, dass die entsprechenden europäischen Arbeitsplätze abgebaut werden.

Dagegen dreht man bei den Grundchemikalien in China ein großes Rad. Im Jahre 2005 wurde in Nanjing (China) ein großer neuer Verbundstandort für Grundchemikalien in Betrieb genommen: Zwischen 2000 und 2005 hat man dafür zwei Milliarden verbaut. Bis 2009 will der Konzern eine weitere Milliarde Euro in Asien ausgeben. Heute wird noch die Hälfte des Umsatzes in Europa gemacht, 17 % in Asien, Tendenz steigend.

Übernahmen - zur Not auch feindlich


Die BASF ist ein heißer Anwärter auf die Übernahme des Geschäftsbereichs Bauchemikalien der Degussa. Dieser Sektor wird derzeit mit 2,4 Milliarden bewertet. Man strebt also weg vom stark zyklischen Geschäft mit Rohstoffen und Vorprodukten.

Die gleiche Absicht steckt hinter dem Vorhaben, die US-amerikanische Firma Engelhard zu übernehmen – zur Not auch mittels einer feindlichen Übernahme. Deutsche Konzerne waren bei dieser Art Politik in der Vergangenheit zurückhaltend, auch in dieser Hinsicht wird also ein neues Kapitel aufgeschlagen. Engelhard ist führend im Geschäft mit Fahrzeugkatalysatoren. Die BASF hat sich bislang nur mit Chemiekatalysatoren beschäftigt. Für diese Übernahme sind 4,1 Milliarden Euro angesetzt. Auch hier denkt die BASF strategisch: Der Markt für Abgaskatalysatoren wird sicher in den nächsten Jahren wachsen, und er wird nicht nur von der Konjunktur, sondern auch von verschärften Umweltschutzvorschriften getrieben. Wenn man schon den Treibhauseffekt nicht mehr leugnen kann, will man wenigstens daran verdienen.

BASF baut an der Welt AG

Was anderen Konzernen nicht gelang, scheint bislang der BASF zu gelingen: Ein Unternehmen aus Deutschland als Welt AG, mit wesentlichen Produktionsstätten auf drei Kontinenten, in Europa, Asien und Nordamerika und mit direktem Kontakt zu jedem Wachstumsmarkt rund um den gesamten Globus.

BASF – Motor des Rhein-Neckar-Dreiecks

Doch die BASF ist nicht nur in der großen weiten Welt aktiv, sondern auch in der heimatlichen Regionalpolitik. Dass das Rhein-Neckar-Dreieck, wo drei Bundesländer aufeinanderstoßen und ihre infrastrukturellen Abgrenzungen pflegen, jetzt Metropolregion geworden ist, ist dem politischen Druck der BASF geschuldet. Unter dem Druck des großen Konzerns kommen die Lokal- und Landespolitiker in Bewegung, gemeinsame Infrastrukturprojekte werden angeschoben. Und die BASF sponsert nicht mehr nur die Sportvereine, sondern auch Bildungsprojekte und ist der Kultursponsor überhaupt im Rhein-Neckar-Dreieck geworden.
Da erinnert man sich doch an das Bonmot: Wenn dein Kunde dir Geschenke macht, war deine Rechnung nicht hoch genug. Auf unseren Fall übertragen: Wenn ein Konzern der Öffentlichkeit etwas schenkt, war die Steuerforderung nicht hoch genug.







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