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Profit mit Agro-Gentechnik
12.05.2007 | 19:23 Uhr

MONSANTO - Ein Steckbrief

In unserem taeglichen Leben sind wir betroffen durch die Aktivitaeten von Gentechnik-Konzernen wie MONSANTO, DuPont/Pioneer, Dow Agrosciences, Bayer, BASF und Syngenta. Sei es dadurch, dass gentechnisch veraenderte Pflanzen dieser Konzerne angebaut werden und dadurch ueber Jahrtausende erprobte Kulturpflanzen verdraengt und zerstoert werden. Oder sei es dadurch, dass die mit Hilfe dieser gentechnisch veraenderten Pflanzen hergestellten Lebensmittel letztendlich auf unserem Teller landen. Ziel dieser Konzerne ist es, die weltweite Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung unter ihre Kontrolle zu bringen. Allen voran MONSANTO, dem es aufgrund seiner aggressiven Firmenpolitik bereits jetzt gelungen ist, den Weltmarkt an gentechnisch veraendertem Saatgut zu beherrschen - ueber 90% der weltweit angebauten gentechnisch veraenderten Pflanzen stammen von MONSANTO. Aber MONSANTO strebt nach mehr ...

MONSANTO ist ein internationaler Konzern mit Hauptsitz in den USA, der gentechnisch veraendertes Saatgut erforscht, produziert und verkauft. Urspruenglich wurde er 1901 als Chemie-Konzern gegruendet und entwickelte sich zu einem fuehrenden Pharma- und Chemieproduzenten. Zur Produktpalette gehoerten neben Aspirin und dem Suessstoff Saccharin auch viele nachweislich gesundheits- und umweltschaedigende Produkte wie das im Vietnamkrieg zur Entlaubung eingesetzte Agent Orange. Ende der 1970er-Jahre nahm der Konzern die Forschung an gentechnisch veraenderten Pflanzen auf und war damit einer der Pioniere auf diesem Sektor. Anfang der 1990er-Jahre verfolgte das Unternehmen konsequent seine so genannte "Life-Science-Strategie". Damit bezeichnete man in dieser Zeit das Ziel den Landwirtschafts-, den Pestizid*- und Saatgutbereich und auch die pharmazeutische Produktion unter dem Dach der Schluesseltechnologie Biotechnologie/Gentechnologie neu aufzustellen. Durch den weltweiten Widerstand gegen die Agro-Gentechnik brach diese Strategie jedoch Ende der 1990er Jahre zusammen. Die Life-Science Konzerne, darunter auch MONSANTO, waren gezwungen sich auf den Bereich der Landwirtschaft zu fokussieren beziehungsweise ihre Landwirtschaftssparten zu verkaufen. Diese umfassen im Bereich Landwirtschaft ausser dem Saatgutgeschaeft auch die "dazugehoerigen" Pestizide*. In den letzten 10 Jahren kaufte MONSANTO ueberall auf der Welt Saatgutfirmen auf und ist jetzt mit mehr als vier Milliarden Euro Umsatz weltweit der zweitgroesste Saatgutanbieter und der groesste Anbieter von Gentech-Saatgut. Ueber 90% des weltweiten Umsatzes bei gentechnisch veraendertem Saatgut fliesst in die Taschen von MONSANTO.

In Deutschland wurde im Jahr 2006 auf insgesamt knapp 500 Hektar gentechnisch veraenderter Mais angebaut - dabei handelte es sich es sich ausschliesslich um aus der Sorte MON 810 von MONSANTO entwickelte Gen-Mais-Varianten. Auch im Jahr 2007 soll der gentechnisch veraenderte Mais MON 810 wieder angebaut werden. Wie in den Vorjahren liegen die Flaechen vor allem im Osten Deutschlands.

MONSANTO und die Agro-Gentechnik

MONSANTO weigerte sich lange, Untersuchungsergebnisse aus der konzerninternen Forschung zu veroeffentlichen, wurde dann aber im Jahr 2006 letztendlich gerichtlich gezwungen wenigstens eine der brisantesten eigenen Studien zu Fuetterungsversuchen oeffentlich zugaenglich zu machen. Im Maerz 2007 wurde in einer von der franzoesischen Organisation CRIIGEN (Committee for Independent Research and Genetic Engineering) durchgefuehrten Neuauswertung gezeigt, dass die Versuchstiere Schaedigungen von Leber und Nieren aufwiesen.

Doch MONSANTO ignoriert alle Risiken und versucht unbeirrt weiter, weltweit gentechnisch veraenderte Pflanzen zu etablieren. Dabei ist klar: Gentechnik ist unnoetig, einzige Profiteure sind Konzerne wie MONSANTO. Fuer die VerbraucherInnen und die LandwirtInnen ist auf laengere Sicht kein zusaetzlicher Nutzen erkennbar. Ueber 60% der europaeischen VerbraucherInnen wollen keine Gentechnik auf ihrem Teller, in Deutschland liegt die Ablehnung sogar bei etwa 75%.

MONSANTO behauptet auch, das Nebeneinander von gentechnikfreiem Anbau und dem Anbau gentechnisch veraenderter Pflanzen - die sogenannte Koexistenz - waere ohne Probleme moeglich. Doch Pollenflug und Verbreitung von Pollen durch Bienen und andere Insekten lassen sich nicht kontrollieren.

MONSANTO ist ausserdem eine treibende Kraft bei der Einfuehrung der sogenannten Terminator-Technologie. Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine bestimmte Art der Genmanipulation bei Feldpflanzen: Einmal ausgebracht, produziert die Terminator-Saat weitestgehend tote Ernte, die nicht wieder zur Aussaat verwendet werden kann. Weil der/die LandwirtIn so immer neues Saatgut kaufen muesste, geraet er/sie immer staerker in Abhaengigkeit. Risiken fuer Mensch und Natur sind voellig unklar. Es gibt Studien, die belegen, dass die fuer die Keim-Unfaehigkeit verantwortlichen Gene rezessiv weitervererbt werden. Zwar hat MONSANTO sich nach oeffentlichem Druck vorlaeufig von der kommerziellen Nutzung der Terminator-Gene distanziert, doch der Konzern forscht weiter, und die Befuerchtung bleibt: Sobald sich eine Gelegenheit bietet, ist MONSANTO mit der Terminator-Technologie wieder zur Stelle.

In der Zwischenzeit greifen die Firmen weiter auf Hybridsaatgut zurueck. Die Problematik dieses Anbaus ist beispielsweise anhand die veroedeten Mais-Monokulturen seit Jahrzehnten bekannt. Auch hier ist ein Nachbau nicht moeglich. Viele Feldpflanzen werden heutzutage als Hybridsaatgut vermarktet.

*Anmerkung.: Pestizid=Schaedlingsvernichtungsmittel

MONSANTOs schmutzige Tricks

Wieso lassen sich LandwirtInnen eigentlich trotz aller Risiken und der weit verbreiteten Ablehnung bei den KonsumentInnen auf die Agro-Gentechnik ein? Und wieso oeffnet die Politik dem Vormarsch der Gentechnik trotz aller Proteste aus der Bevoelkerung Tuer und Tor?

MONSANTO betreibt dazu zum einen eine unfangreiche Maschinerie von weltweiter Werbung fuer sein Gentech-Saatgut. Baeuerinnen und Bauern lassen sich allzu oft von dieser Werbung taeuschen und wollen dieses Saatgut auch selbst einmal ausprobieren, kommen dann aber nicht mehr davon weg. Zum anderen nimmt MONSANTO Einfluss auf Politiker. Fuer Politiker ist es attraktiver von Innovation, Arbeitsplaetzen und Fortschritt, als von Vorsicht und Abhaengigkeiten zu sprechen. Um sein Ziel eines weltweiten Saatgutmonopols zu erreichen, setzt MONSANTO die folgenden Strategien ein, die wie Zahnraeder ineinander greifen.

Patente & Kontrolle

Seit den 80er Jahren hat MONSANTO Patente auf gentechnisch veraenderte Pflanzen angemeldet. Inzwischen haelt MONSANTO in den USA und Europa ueber 600 solcher Patente, mehr als jeder andere Gentechnik-Konzern. Diese werden immer haeufiger so weit gefasst, dass sie neben dem gentechnischen Eingriff und der Entwicklung des Saatgutes auch den landwirtschaftlichen Anbau, die Ernte und zum Teil sogar deren Verarbeitung, bis hin zum Produkt im Supermarkt, umfassen.

LandwirtInnen wird in "Knebelvertraegen" verboten, die eigene Ernte als Saatgut zu verwenden. Sie werden ausserdem verpflichtet, ihre Pestizide bei MONSANTO zu erwerben. In neueren Vertraegen wird LandwirtInnen sogar untersagt, MONSANTO zu verklagen, sollte das Gentech-Saatgut im Anbau versagen. Ignoriert ein/e LandwirtIn die Vereinbarungen, so kann er/sie haftbar gemacht werden. Eines der bekanntesten Opfer MONSANTOs ist der kanadische Raps-Farmer Percy Schmeiser: Patentierte Gene kontaminierten seine Ernte - statt ihn zu entschaedigen zerrte MONSANTO ihn wegen Patentrechtsverletzung vor Gericht.

Falsche Versprechen

MONSANTO verspricht, dass sein Saatgut hoehere Ertraege bringt. Erfahrungen zeigen aber, dass dies nicht den Tatsachen entspricht: In den USA und Indien gab es zum Teil schwere Missernten bei gentechnisch veraenderter Baumwolle und die LandwirtInnen mussten massive finanzielle Einbussen hinnehmen . Kleinbauern/ -baeuerinnen auf der ganzen Welt zeigen, dass ein vielfaeltiger Anbau mit lokal angepassten Sorten weitaus hoehere und zuverlaessigere Ertraege bringt.

MONSANTO behauptet auch, der Einsatz von Gentechnik verringere den Pestizideinsatz. Da Schaedlinge sich jedoch schnell anpassen, werden letztendlich immer mehr und staerkere Pestizide benoetigt. Unabhaengige Studien haben gezeigt, dass sich in den USA und in Argentinien der spezifische Verbrauch von Herbiziden auf Gen-Sojafeldern seit Einfuehrung der Gentechnik (nach einer anfaenglichen Verringerung des Herbizideinsatzes in den ersten Jahren des Anbaus) gegenueber dem Herbizidverbrauch im konventionellen, gentechnikfreien Anbau stark erhoeht hat. Selbst Untersuchungen staatlicher US-Institute belegen den zunehmenden Pestizidverbrauch bei verschiedenen gentechnisch veraenderten Pflanzen.

Schleichende Kontamination

Eine beliebte Strategie MONSANTOs in den Laendern des Suedens ist es, Gen-Saatgut an Kleinbauern/ -baeuerinnen zu verschenken, als grosszuegige Nahrungsmittelhilfe zu liefern oder gleich illegal freizusetzen. Die Ernte wird lokal getauscht, weiterverkauft und wieder ausgesaet, mit der Folge, dass die Gen-Saat von den Bauern selbst unwissentlich weiter verbreitet und somit still und heimlich etabliert wird. Dies schafft Fakten, die einer Zulassung von Gen-Saatgut auch dort den Weg ebnet, wo Verbote bestehen: In Brasilien wurden beispielsweise Anbauverbote aufgehoben, weil angeblich viele Felder ohnehin schon durch Transport und Pollenflug kontaminiert waren.

Auch in Deutschland moechte MONSANTO seine Gen-Saaten nun auf den Markt druecken. Um die "Koexistenz" mit gentechnikfreien Landwirtschaftsbetrieben zu sichern, bietet das Unternehmen im Osten Deutschlands in Zusammenarbeit mit der Maerkischen Kraftfutter GmbH (Maerka) ein neues Modell zur Vermarktung an: Es garantiert den LandwirtInnen die Abnahme ihrer Maisernte zum aktuellen Marktpreis, ohne auf gentechnische Verunreinigung zu pruefen. So soll vermieden werden, dass Gentech-LandwirtInnen wegen der Kontamination von Nachbarfeldern Schadensersatz zahlen muessen. Von MONSANTO und der Maerka wird dies als Koexistenz-Modell fuer Deutschland verkauft. Doch tatsaechlich handelt es sich um eine legalisierte Kontamination, die den Haftungsartikel des Gentechnik-Gesetzes mittels Blankoschecks umgeht! Damit werden auch Gerichtsverfahren und damit verbundene oeffentliche Kritik unterbunden.

Einflussnahme auf Politik, Verwaltung und Wissenschaft:

MONSANTO macht vor Betrug & Bestechung nicht halt. In Indonesien hat MONSANTO Regierungsbeamte geschmiert, damit sie MONSANTOs Gen-Sorten zulassen. Wissenschaftliche Institutionen werden von MONSANTO bezahlt, damit sie in "unabhaengigen" Studien die Unbedenklichkeit der Gentechnik bestaetigen - kritische WissenschaftlerInnen hingegen werden mundtot gemacht.

Ausserdem ist der Konzern Mitglied zahlreicher Lobbygruppen und Strategie-Allianzen weltweit, um auf politische Entscheidungen Einfluss zu nehmen. In den USA hat MONSANTO enge Kontakte zu RegierungsvertreterInnen und ist offizieller Berater fuer Agrarhandelspolitik & Biotechnologie. Auch in Deutschland hat sich MONSANTO das Wohlwollen zumindest von einigen Staatsbediensteten ergattert: Spitzenbeamte beim Bundesamt fuer Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, das fuer Zulassungen gentechnisch veraenderter Pflanzen zustaendig ist, traten in einem Werbefilm der Gentech-Industrie auf, der unter anderem von MONSANTO finanziert wurde und lobten die Vorzuege von Gen-Mais.

Risikotechnologie Gentechnik

Die Auswirkungen der Gentechnik auf Mensch und Natur sind weitgehend unerforscht. Zahlreiche Hinweise auf gesundheitliche Risiken beim Verzehr genmanipulierter Lebensmittel werden nicht weiter verfolgt. Die oekologischen Risiken des Anbaus von Gen-Pflanzen sind nicht absehbar. Der Gen-Pflanzen-Anbau gefaehrdet zudem die baeuerliche Landwirtschaft.

Wir fordern:

- Sofortiger Ausstieg aus der Risikotechnologie Gentechnik!
- Vielfalt achten - Stopp der systematischen Unterwanderung der Landwirtschaft durch Gen-Saaten!
- Keine Terminator-Gene - weder auf dem Feld noch im Labor!
- Schluss mit Patenten auf Leben - Keine Patente auf Gene, Pflanzen und Tiere!
- Foerderung und verstaerkte Forschung im Bereich der baeuerlichen Landwirtschaft!

V.i.S.d.P.: Klaus Mueller (Greenpeace-Gruppe Muenchen), Dr. Wolfgang
Wiebecke (Agrargruppe von Attac Wuppertal), Dr. Ruth Tippe (Initiative
"Kein Patent auf Leben!")
Dieses Informationsblatt kann uebersetzt und an regionale Beduerfnisse
angepasst werden, fuer die wir jedoch keine Verantwortung uebernehmen.
Version 30. April 2007





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