Umweltskandal Bei der BASF in Ludwigshafen ist zwei Wochen lang eine giftige Chemikalie in den Rhein gelangt. Dabei handelte es sich um das Schädlingsbekämpfungsmittel Methylisothiocyanat (MITC), wie der Chemiekonzern am Freitag mitteilte meldet die Frankfurter Rundschau online.
Laut rheinland-pfälzischem Umweltministerium wurde die Einleitung des für Wasserorganismen sehr giftigen Biozids am Donnerstag gestoppt. Laut Umweltministerium gelangte die Chemikalie über das Kühlwasser in den Fluss. Nach Angaben des Konzerns flossen maximal 200 Kilogramm des Stoffes in den Rhein. Aufgrund der starken Verdünnung im Rhein habe allerdings keine Gefahr für Wasserorganismen bestanden, teilte der Chemiekonzern weiter mit.
Aufgefallen war die Einleitung der giftigen Substanz laut BASF, nachdem das Land Nordrhein-Westfalen am 9. Oktober eine Suchanfrage wegen erhöhter MITC-Konzentrationen im Rhein herausgegeben hatte.
Der Naturschutzbund BUND forderte von den Aufsichtsbehörden, das Meldesystem der BASF grundsätzlich zu überprüfen. "Ein permanenter Giftaustritt, der über Wochen nicht festgestellt wird, gibt Anlass über das Sicherheitssystem insgesamt nachzudenken", sagte der Landesvorsitzende Bernhard Braun. "Nun müssen die Ursachen des Stoffaustrittes, aber auch die Gründe, warum dies über so lange Zeit nicht bemerkt wurde, auf den Tisch", forderte er.
MITC ist ein Biozid, das Organismen tötet. Eingesetzt wird es zur Bodenentseuchung und als Holzschutzmittel. Nach Auskunft des Umweltministeriums ist MITC als "stark wassergefährdend" klassifiziert.
Wirkungscharakter von Methylisothiocyanat beim Mensch und Tier laut Toxcenter: Lokale Reizwirkung auf Haut, Augen und Atemwege. Gesundheitsschädlich beim Verschlucken. Gastrointestinale Störungen. Hautsensibilisierung. Lungenentzündung, auch Lungenödem und Nierenschäden möglich. Symptome: Methylisothiocyanat ist ein sehr starkes Reizmittel, das bereits in geringen Konzentrationen nicht nur einen unerträglichen Augen-, Nasen- und Rachenreiz mit starker Flüssigkeitsabsonderung (Tränen) erzeugt, sondern auch als Dampf und besonders als Flüssigkeit an den betroffenen Hautstellen Hyperämie mit brennenden Schmerzen und Sensibilisierungserscheinungen hervorruft. Bei längerer Einwirkung erfolgt Blasenbildung auf der Haut, am Auge Hornhauttrübung sowie Tracheobronchitis, Lungenödem und Lungenentzündung. Es wurden auch Hyperämie der Beckenorgane und Nierenentzündungen beobachtet. Nach Verschlucken, das wegen der starken Warnwirkung kaum möglich ist, sind daneben starke Störungen im Magen- und Darmtrakt zu erwarten.
Gemessene Werte im Wasser Methylisothiocyanat im Rhein laut Landesamt für Natur und Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Auszug) Messstelle Zeitpunkt MITC in μg/l Bad Godesberg 03.10.2008 09:20 0,135 Bad Godesberg 06.10.2008 09:25 0,372 Bad Godesberg 08.10.2008 08:10 0,402 Bad Honnef 01.10.2008 02:00 0,053 Bad Honnef 02.10.2008 20:00 0,096 Bad Honnef 02.10.2008 23:00 0,083 Bad Honnef 03.10.2008 02:00 0,077 Bad Honnef 03.10.2008 05:00 0,134 Bad Honnef 03.10.2008 08:00 0,164 Bad Honnef 03.10.2008 13:00 0,128 Bad Honnef 03.10.2008 16:00 0,170 Bad Honnef 03.10.2008 19:00 0,237 Bad Honnef 03.10.2008 22:00 0,296 Bad Honnef 04.10.2008 01:00 0,299 Bad Honnef 04.10.2008 04:00 0,229 Bad Honnef 04.10.2008 07:00 0,172 Bad Honnef 04.10.2008 10:00 0,190 Bad Honnef 04.10.2008 13:00 0,273 Bad Honnef 04.10.2008 16:00 0,320 Bad Honnef 04.10.2008 19:00 0,362 Bad Honnef 04.10.2008 22:00 0,372 Bad Honnef 05.10.2008 01:00 0,384 Bad Honnef 05.10.2008 04:00 0,390 Bad Honnef 05.10.2008 07:00 0,413 Bad Honnef 05.10.2008 10:00 0,414 Bad Honnef 05.10.2008 13:00 0,460 Bad Honnef 05.10.2008 16:00 0,519 Bad Honnef 05.10.2008 19:00 0,574 Bad Honnef 05.10.2008 22:00 0,604 Bad Honnef 06.10.2008 01:00 0,616 Bad Honnef 06.10.2008 04:00 0,629 Bad Honnef 06.10.2008 07:00 0,599 Bad Honnef 06.10.2008 10:00 0,639 Bad Honnef 06.10.2008 15:20 0,300 Bad Honnef 06.10.2008 18:20 0,198 Bad Honnef 06.10.2008 21:20 0,134
Auch für Dormagen liegen Meßwerte vom 4.10 bis 13.10. 2008 vor.
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