Dramatischer Einbruch der Nachfrage und eine drückende Schuldenlast: Der Chemiekonzern LyondellBasell hat Insolvenz angemeldet. Auch deutsche Mitarbeiter müssen um ihre Jobs bangen. LyondellBasell Industries meldete seine Gründung als Zusammenschluß im Jan 2008. Die Unternehmen Basell Polyolefins und Lyondell Chemical Company hatten sich zum drittgrößten Chemieunternehmen der Welt zusammengeschlossen. Sie firmieren unter dem Namen LyondellBasell Industries. Unter ihrem Dach blieb die deutsche Basell Polyolefine GmbH mit ihrem größten Standort in Wesseling weiter bestehen. Durch den Vollzug des Zusammenschlusses von Basell und Lyondell wurde eines der weltgrößten unabhängigen Chemieunternehmen geschaffen, so die Selbsteinschätzung vor einem Jahr. Vier Geschäftsbereichen entstanden: Polymere, Chemikalien, Kraftstoffe und Technologie. 15.000 Mitarbeiter an 60 Produktionsstandorten in 19 Ländern auf fünf Kontinenten sowie ein Jahresumsatz von annähernd 43 Milliarden US-Dollar hatte LyondellBasell. Der hoch verschuldete Chemiekonzern LyondellBasell hat in den USA Gläubigerschutz beantragt. Das kontrollierte Insolvenzverfahren ist eine der größten Firmenpleiten der jüngsten Zeit in den USA. Betroffen sei neben den US-Konzernteilen auch die deutsche Holdinggesellschaft Basell Germany, teilte der weltweit drittgrößte Petrochemiekonzern am Dienstagabend mit. Insgesamt hätten sich rund 80 Tochtergesellschaften an dem Schritt beteiligt. Das Unternehmen leidet unter einer Schuldenlast von rund 26 Mrd. $. Am Sonntag war die Frist für eine Umschuldung abgelaufen. Das Insolvenzverfahren nach US-Recht ("Chapter 11") solle zur Sanierung genutzt werden und der Betrieb dabei weiterlaufen. Schuld an den Problemen sei die Wirtschaftskrise: Die Nachfrage sei in den vergangenen sechs Monaten dramatisch gesunken, sagte Konzernchef Volker Trautz. Der Konzern hatte zuvor bereits einen deutlichen Stellenabbau und die Schließung von Werken bekanntgegeben. Trautz kündigte weitere Einsparungen an. LyondellBasell hat seinen größten europäischen Produktionsstandort in Wesseling bei Köln, ein Chemiewerk mit mehr als 2000 Beschäftigten. Daneben gibt es deutsche Fabriken unter anderem in Frankfurt und Ludwigshafen sowie im oberfränkischen Bayreuth. Die global tätige Gruppe hat ihren Hauptsitz in Rotterdam.
Alleiniger Eigner ist Access Industries, eine von dem amerikanisch-russischen Unternehmer Len Blavatnik kontrollierte Firmengruppe, die unter anderem auch am Ölkonzern TNK-BP beteiligt ist und Basell vor vier Jahren von BASF und Shell übernommen hatte. Mit der voll kreditfinanzierten Übernahme von Lyondell rückte die Access-Tochter Ende 2007 unter die größten Chemieproduzenten auf, zugleich stieg ihre Finanzverschuldung auf mehr als 20 Mrd. Dollar. Krisengeschüttelte Banken verstärkt in der Klemme Die kreditgebenden Banken - darunter Citigroup, Goldman Sachs, Merrill Lynch, ABN Amro und UBS - haben daher bei Lyondellbasell wesentlich mehr zu verlieren als der Eigner Access, der beim Kauf von Basell nur rund 800 Mill. Dollar eigenes Kapital einsetzte und sich im vergangenen Jahr sogar noch eine Dividende von gut 300 Mill. Dollar gönnte.
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