Pressemitteilung der IGBCE Entgelterhöhung um 2,7 Prozent plus 1,2 Prozent Einmalzahlung o Verbindliche tarifliche Altersvorsorge o Mehr Ausbildungsplätze o Unterstützungsfonds neu geregelt o Mantelvertrag verlängert / Arbeitszeitregelung festgeschrieben o Weitere Gespräche zum Thema Besserstellung von Gewerk schaftsmitgliedern Lahnstein. Die Entgelte der 550.000 Beschäftigten in der chemischen Industrie steigen um 2,7 Prozent. Zudem erhalten die Arbeitnehmer eine Einmalzahlung in Höhe von 1,2 Prozent eines Monatsentgelts multipliziert mit 19. Darauf haben sich IG BCE und Chemie-Arbeitgeber am Donnerstag (16. Juni) in Lahnstein geeinigt. Außerdem haben die Sozialpartner einen Vertrag über eine verbindliche tarifliche Altersvorsorge geschlossen, es ist der erste Tarifvertrag dieser Art in Deutschland. IG BCE und Chemie-Arbeitgeber setzen ihre gemeinsame Initiative zur Schaffung von mehr Ausbildungsplätzen fort. Die Zahl der Lehrstellen wird im Jahr 2006 und 2007 erneut deutlich angehoben. Weiter sind die Statuten des von IG BCE und Arbeitgebern gemeinsam getragenen "Unterstützungsvereins der chemischen Industrie" (UCI) den neuen gesetzlichen Bedingungen angepasst und verbessert. Schließlich haben sich die Tarifvertragsparteien darauf verständigt, das Thema Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern in einer gesonderten Runde weiter zu verhandeln. Das Thema bleibt auf der tarifpolitischen Tagesordnung. Werner Bischoff, Verhandlungsführer der IG BCE: "Das Paket kann sich sehen lassen, insgesamt ist das Abkommen für beide Seiten akzeptabel. Hart gerungen haben wir um die Einkommenserhöhung. Die gefundene Lösung entspricht der Lage in der chemischen Industrie. In Sachen Altersvorsorge und Ausbildungsplätze sind wir erneut voran gegangen. Die Chemie-Sozialpartner sind gestaltungsfähig; wir brauchen keine gesetzlichen Vorgaben, um unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden." Das Tarifergebnis im Einzelnen: Einkommen Die Entgelte werden um 2,7 Prozente angehoben, außerdem erhalten die Beschäftigten eine Einmalzahlung in Höhe von 1,2 Prozent eine Monatsentgelts multipliziert mit 19. Die Einkommensverbesserung gelten bundesweit einheitlich, regional unterschiedlich ist der Zeitpunkt der Anhebung. In den Tarifbezirken Rheinland-Pfalz, Nordrhein und Hessen werden die Entgelte zum 1. Juni erhöht. Es folgen Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen/Bremen, Schleswig-Holstein/Hamburg und Berlin zum 1. Juli und das Saarland zum 1. August. Die Verträge gelten je nach Region bis zum 31. Dezember 2006, 31. Januar 2007 bzw. 28. Februar 2007. Im Tarifbezirk Nordost erfolgt die Erhöhung zum 1. August. Um weitere 2,5 Prozent steigen die Entgelte zum 1. Oktober. In einem 2002 abgeschlossenen Vertrag ist vereinbart, dass bis 2009 die Angleichung auf 100 Prozent des Westniveaus verwirklicht ist. Die Einmalzahlung wird spätestens im Februar 2006 wirksam, der Auszahlungstermin kann jedoch auch vorgezogen werden. Es gilt eine Öffnungsklausel. Unternehmen in einer wirtschaftlich schwierigen Lage können den Betrag senken oder den Auszahlungszeitpunkt neu festlegen. Voraussetzung ist das Einverständnis der Betriebsräte. Tarifvertrag "Zukunft durch Ausbildung"
IG BCE und Chemie-Arbeitgeber setzen ihre gemeinsame Initiative zur Schaffung von mehr Ausbildungsplätzen fort. Die Zahl der Lehrstellen wird im Jahr 2006 um 1,6 Prozent und 2007 um weitere 1,7 Prozent erhöht. Basis ist der 2003 geschlossene und 2004 erweiterte Tarifvertrag "Zukunft durch Ausbildung". Im Jahr 2007 wird es 7 Prozent mehr Ausbildungsplätze als 2003 geben. Hintergrund des Vertrags ist eine Prognose der Kultusministerkonferenz. Danach steigt die Zahl der Schulabgänger von 2003 bis 2007 um 6,8 Prozent. IG BCE und Chemie-Arbeitgeber wollen dazu beitragen, diese demografische Welle aufzufangen. Die konkreten Zahlen für das Folgejahr legen die Sozialpartner jeweils im Zusammenhang mit den Entgeltverhandlungen fest. Für das Jahr 2004 war eine Steigerung um 1,7 Prozent vereinbart. Dieses Ziel wurde weit übertroffen, tatsächlich ist die Zahl der Ausbildungsplätze um rund 4 Prozent gestiegen. 2005 erfolgt eine Ausweitung des Angebots um weitere 2 Prozent. Das Abkommen "Zukunft durch Ausbildung" ist ein voller Erfolg, mit dem ersten Tarifvertrag dieser Art wird eine Erfolgsstory geschrieben. Verbindliche tarifliche Altersvorsorge
Den 1998 abgeschlossenen und 2001 erweiterten Vertrag über eine tarifliche Altersvorsorge haben die Sozialpartner jetzt fortgeschrieben und modernisiert. Macht ein Arbeitnehmer von seinem tariflichen Anspruch auf vermögenswirksame Leistungen (936 DM / 478,57 Euro) Gebrauch, wird dieses Geld verbindlich für die Altersvorsorge eingesetzt. Der Arbeitgeber stockt diesen Betrag noch einmal (um 264 DM / 134,98 Euro) auf. Über den so erreichten Betrag (1200 DM / 613,55 Euro) hinaus gibt es eine besondere Förderung. Für jede 100 Euro, die ein Arbeitnehmer zusätzlich für seine Altersvorsorge aufbringt, erhält er vom Arbeitgeber weitere 13 Euro. Die Chemie-Altersvorsorge ist damit besonders lukrativ. Vergleichbare Flächentarifverträge gibt es bislang nicht. Die neue Regelung tritt zum 1. Januar 2006 in Kraft. Damit gehen die vermögenswirksamen Leistungen voll und verbindlich in die tarifliche Altersvorsorge ein. IG BCE und Chemiearbeitgeber werden auch auf diesen Feld ihrer sozialpolitischen Verantwortung gerecht. Unterstützungsverein der chemischen Industrie (UCI)
1975 haben die Chemie-Sozialpartner den "Unterstützungsverein der chemischen Industrie" (UCI) gegründet. Arbeitslos gewordene Chemie-Beschäftigte werden unter bestimmten Voraussetzungen zusätzlich zum staatlichen Arbeitslosengeld mit Mitteln aus dem UCI-Fonds unterstützt. In den vergangenen 30 Jahren erhielten 46.700 Menschen einen solchen Zuschuss. Insgesamt schüttete der UCI 55.725.000 Euro aus, das sind durchschnittlich 1193 Euro pro Kopf. Die maximale Zuschusszeit orientiert sich an der Bezugsdauer des Arbeitslosengelds. Statt wie bisher 15 Prozent des Arbeitslosengeldes gibt es künftig einen monatlichen Festbetrag in Höhe von 180 € aus dem UCI-Fonds. Im Jahr 2000 haben IG BCE und Chemie-Arbeitgeber das Programm "Start in den Beruf" aufgelegt. Der UCI hat dafür bislang 1,6 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, 533 Jugendliche wurden gefördert. "Start" wird auch künftig aus dem UCI-Fonds finanziert. Manteltarifvertrag
IG BCE und Chemie-Arbeitgeber haben den bestehenden Manteltarifvertrag redaktionell überarbeitet und um zwei Jahre bis Ende 2007 verlängert. Die wöchentliche Regelarbeitszeit beträgt weiter 37,5 Stunden. Davon kann unter bestimmten Voraussetzungen mit Zustimmung der Betriebsparteien und der Tarifparteien um 2,5 Stunden nach oben oder unten abgewichen werden. Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern
Der IG BCE ist es gelungen, das Thema "Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern" tariffähig zu machen - der Fuß ist in der Tür. Zu einer konkreten Vereinbarung ist es noch nicht gekommen. IG BCE und Chemie-Arbeitgeber werden die Gespräche fortsetzen. Der Besserstellung bleibt also auf der tarifpolitischen Agenda, die IG BCE wird auch hier nicht nachlassen.
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