Alcan will im Werk Siders VS eine Aluminiumpresse stilllegen.
110 Arbeitsplätze sollen weggespart werden, teilte der kanadische Konzern Mitte Juni mit. Grund sei ein Auftragseinbruch bei der Eisenbahnindustrie. Zudem würden hohe Energie- und Rohstoffpreise dem Konzern zu schaffen machen. Sofort formierte sich im Wallis Widerstand. Am 29. Juni fand in Siders eine Demonstration statt. German Eyer, Leiter der Walliser Unia-Sektion, sprach dabei manchem Alcan-Angestellten aus der Seele: «Christoph Blocher und Martin Ebner haben die Alusuisse zerschlagen und verkauft!»
DRUCK AUF ALLE STANDORTE Auch Alcan will nicht nur in Siders sparen. Zurzeit sind die Verhandlungen über die Stromlieferungen für das Werk in Steg im Gange. Dort findet die energieintensive Elektrolyse statt, die Herstellung von Rohaluminium. Unia-Gewerkschafter Bernard Bitz, der die Walliser Werke im europäischen Betriebsrat vertritt, befürchtet in einem im «Nouvelliste » erschienen Interview, Alcan wolle ganz aus der Aluminiumproduktion in Europa aussteigen: «Bis 2010 wird es in Europa kein einziges Elektrolysewerk mehr geben.» Damit geriete nicht nur Steg, sondern auch das weiterverarbeitende Werk in Chippis, der dritte Walliser Alcan-Standort, in Bedrängnis. Bitz ist heute überzeugt: «Alusuisse hätte alleine weitermachen sollen.» Jetzt soll es dem Siderser Werk an den Kragen gehen, dessen hohe Produktivität und tiefe Produktionskosten Ebner 1999 noch gelobt hatte. Doch der Extrusionsbereich, zu dem die Alumuniumpresse gehört, macht jährlich zehn Millionen Franken Verlust. «Das entspricht in etwa der Lohnsumme von 110 Stellen», rechnet Bitz vor.
KAMPFERPROBTE WALLISER Gleichzeitig will Alcan in der Slowakei eine neue Aluminiumpresse errichten. Das war den Wallisern genug. Kampferprobt sind sie, konnten 1999 die Schliessung von Steg verhindern und Chippis 1954 mit einem Streik erhalten. Als Zeichen des Protests wurde jetzt, Ende Juni, die Matze erhoben (work berichtete). Büezerinnen und Büezer zogen mit dem Holzpflock durch die Ortschaften, wo alle als Zeichen des Protests einen Nagel einschlagen konnten. Die vielen Nägel in der Matze, die grosse Demonstration – der Walliser Protest war bis nach Kanada zu hören: Flugs eilte Michel Jacques, Produktionsleiter und die Nummer drei des Alcan-Konzerns, ins Wallis, wo er sich mit der Regierung traf. Jacques machte dabei zwei Punkte klar: Alcan hält am Stellenabbau fest, will aber auch an den Walliser Standorten festhalten, sie stärken. Für Fabienne Blanc-Kühn, bei der Unia für die Industrie zuständig, ist schon die Anreise Jacques’ ein Erfolg: «Er kam, weil der Widerstand gegen die Abbaupläne sichtbar wurde. » Doch die Gewerkschafterin will dem Frieden nicht trauen. «Es gibt keinerlei Garantien von Alcan», betont sie. Die Unia werde zwar erstmal auf Aktionen im Wallis verzichten, aber die Situation genau beobachten und in Koordination mit dem deutschen Singen reagieren, wo 300 Stellen abgebaut werden sollen. Der Fall Steg hat gezeigt: Ganz reibungslos dürften Alcan seine Abbaupläne nicht abwickeln können.
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