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Trommelfeuer der Gen-Lobby
11.09.2005 | 09:50 Uhr

Gehen wir einmal davon aus, dass bekannt ist, dass die Agrar-Gentechnik nicht das Leben der hungernden Menschen rettet. Gehen wir davon aus, dass alle wissen, dass in der »grünen« Genforschung 90 Prozent der Forschungsmittel nicht etwa in Ertragssteigerung, sondern in Pestizidverträglichkeit gesteckt werden. Setzen wir das Wissen um die somit einkalkulierten Umweltbelastungen ebenso voraus wie die Erkenntnis, dass es den Konzernen darum geht, mit ihrem neuen patentierten Saatgut Bauern in Abhängigkeit zu bringen, und dass die unkontrollierbaren Gensaaten biologische Landwirtschaft unmöglich machen – welche Argumente bleiben dann noch für die Durchsetzung der außerordentlich unpopulären Agro-Gentechnik?
Richtig: die Arbeitsplätze. Angela Merkel verkündete schon im Juni vor dem Raiffeisenverband, »Verzicht auf grüne Gentechnik gefährdet Arbeitsplätze«; beim »Fernsehduell« hinterließ sie gar den Eindruck, eine gentech-freundliche Gesetzgebung sei der Generalschlüssel zur Lösung der Probleme auf dem Arbeitsmarkt. Da verstummen alle Einwände – und die Führung der IG BCE will nicht hinten anstehen. Die Gewerkschaft befürwortet die »grüne« Gentechnik, da sie Arbeitsplätze schaffe. Aber stimmt das überhaupt? Oder hat das ideologische Trommelfeuer der CropScience-Industrie den Gewerkschaftschef weich geschossen?
Die immer noch einzige Studie dazu stammt aus dem Jahr 2003 und wurde von der Unternehmensberaterfirma Ernst & Young erstellt. Sie kommt auf 350 Agro-Gen-Arbeitsplätze – bei 150 000 in der Ökolandwirtschaft.
Gleichzeitig aber wurden in der klassischen Landwirtschaft massenhaft Arbeitsplätze vernichtet, sowohl in Deutschland als auch in den USA – und besonders bei den Kleinbauern im Süden. In Brasilien etwa kann jetzt »endlich« mit der großen Giftspritze gearbeitet werden – die arbeitsintensive Unkrautentfernung von Hand ist Geschichte. In den USA hat die Grüne Gentechnik Milliarden Dollar vernichtet – krankheitserzeugende gentechnische Nahrungsmittel mussten zurückgerufen und vernichtet werden. Trotzdem wird die grüne Gentechnikforschung weltweit mit zweistelligen Milliardenbeträgen subventioniert. Man traut sich kaum, darüber nachzudenken, was mit diesem Geld an anderer Stelle gemacht werden und wie viel Beschäftigung so entsehen könnte. Zum Beispiel im sozialen Bereich, wo das Geld an allen Ecken fehlt.


Ulrich Franz aus ND vom 9.9.05



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