Sollte dem Bayer-Konzern die Übernahme des Pharmaherstellers Schering gelingen, stehen bis zu 6000 Arbeitsplätze zur Disposition. Das sagte Bayer-Chef Werner Wenning am Freitag auf einer Analysten-Konferenz und verwies auf den «Erfahrungswert». Demnach könnte nach einer Verschmelzung jeder zehnte Mitarbeiter wegfallen. Hierzu werden Arbeitnehmerorganisationen beider Firmen am 27.3.05 Stellungnahmen abgeben.
Es geht nur ums Geld
Wennings Schätzung liegt damit angeblich unterhalb der Befürchtungen, die Schering für den Fall geäußert hatte, dass der Konkurrent Merck zum Zuge kommt: Vorstandschef Hubertus Erlen hatte vor dem Verlust von bis zu 7500 Stellen gewarnt. Damit hatte er allerdings offensichtlich Untersützung für seinen Widerstand gegen die als feindlich gewertete Merck-Offerte gesucht. Denn tatsächlich hatte Merk einen Personalabbau von 4500 Stellen in Aussicht gestellt.
Der Darmstädter Hersteller hatte 77 Euro je Aktie geboten, was Bayer als so genannter Weißer Ritter am Donnerstagabend mit einem Barangebot von 86 Euro überboten hatte. Damit summiert sich das Bayer-Angebot auf 16,3 Milliarden Euro und liegt um 1,7 Milliarden Euro höher als die Merck-Offerte. Am Freitag hielt sich Erlen, der seinen Aktionären bereits die Annahme des Angebots empfohlen hat, bezüglich eines möglichen Stellenabbaus bedeckter: «Ich kenne keine konkrete Zahl von Arbeitsplätzen», sagte er. Die beiden Unternehmen hätten indes «hohe soziale Standards», betonte er.
Der Zusammenschluss soll die Kosten um bis zu 700 Millionen Euro senken. Das Angebot Bayers nannte Erlen «äußerst attraktiv». Der Vorstand hat den Anteilseigner einstimmig empfohlen, das Angebot anzunehmen. Analysten rechnen nicht mit einem neuerlichen, noch höheren Gegenangebot.
Berlin bleibt Sitz einer zukünftigen "Bayer Schering Division"
Erlen hob es als besonderen Erfolg hervor, dass das Pharma-Geschäft nach dem Zusammenschluss von Berlin aus gesteuert wird. Bekannter Maßen verlieren allerdings solche propagierten Aussagen nach einer geweissen Zeit und bei anstehenden Umorganisationen ihren Wert. Derzeit beschäftigt Bayer in der Sparte Health Care fast 34.000 Menschen. Schering zählte zuletzt rund 25.000 Mitarbeiter.
Bayer will Töchter verkaufen
Um den Kaufpreis für Schering stemmen zu können, will Bayer die beiden Töchter H.C. Starck und Wolff Walsrode veräußern berichtet die netzeitung. Das in Goslar ansässige Unternehmen H.C. Starck, das Bauteile und Werkstoffe für verschiedene Industrien liefert, setzt mit 3200 Mitarbeitern jährlich etwa 920 Millionen Euro um. Wolff Walsrode gehört zu den weltweit führenden Anbietern in Geschäft mit Zellulose-Chemie. Bayer verfügt zudem über rund drei Milliarden Euro in bar, bis zu vier Milliarden Euro sollen durch Eigenkapitalmaßnahmen aufgebracht werden. Den verbleibenden Kreditbedarf bezifferte das Unternehmen auf fünf bis sechs Milliarden Euro.
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