Liebe Kolleginnen und Kollegen,
am 13. September 2006 wird auf der außerordentlichen Aktionärsversammlung in Berlin das Zusammengehen von Bayer Pharma und Schering besiegelt. Die meisten von uns sehen das mit gemischten Gefühlen. Hatte man uns in den letzten Jahren nicht glauben gemacht, dass die drastischen Sparmaßnahmen uns vor Übernahmen und Fusionen schützen. Die Mitarbeiter bei Schering wären gerne selbstständig geblieben. Und die bei Bayer Health-Care hätten sich nach den verschiedenen Restrukturierungsprogrammen eine Phasegewünscht, wo man sich endlich wieder auf die Arbeit konzentrieren kann. Mittlerweile gibt es eine rege Reisetätigkeit von Integrationsteams zwischen Berlin, Wuppertal, Leverkusen und Bergkamen. Funktionen und Prozesse werdenanalysiert, „Blue Prints“ (Konzepte) erstellt. Aber wo bleibt der Mensch? Es gibt eine Menge Mitteilungen – und doch fühlt man sich nicht wirklich informiert. Viele Beschäftigte bewegt, ob ihr Arbeitsplatz demnächst statt in Berlin, in Wuppertal oder Leverkusen, oder statt in Wuppertal in Berlin sein wird. Welche Produktion findet in Bergkamen und welche in Wuppertal statt. Gehöre ich wohlmöglich zum zukünftigen Synergiepotenzial. Muss ich umziehen, oder kann ich mich weigern. Wird es betriebsbedingte Kündigungen geben. Was wird aus den Kolleginnen und Kollegen, die sich bei Bayer im „Pool“ befinden.
Mit diesem gemeinsamen Belegschafts-Info möchten wir Betriebsräte und Aktivezum Ausdruck bringen, dass wir es wich-tig finden, uns über Unternehmens- undStandortgrenzen hinweg auszutauschen und uns nicht gegeneinander ausspielen zu lassen. Wir werden ab jetzt Kollegen sein und wollen zusammen so viel wiemöglich für die Arbeitnehmer durchsetzen.
Als gemeinsameForderung vertreten wir:
- Keine betriebsbedingten Kündigungen! Verbleib der Dienstleistungen in den Bereichen, wo sie benötigt werdenund keine Ausgliederung!
- Keine unnötigen Umzüge! Im Zeitalterder neuen Technologien kann viel Arbeit unabhängig vom Standorterledigt werden.
- Erhalt der sozialen Standards nachdem „Best Practice“-Prinzip. Die bessere kann 'mal die Bayer- oder'mal die Schering-Sozialleistung sein.
- Rechtzeitige und umfassendeInformation der Betriebsräte, auch der am Ort! Transparenz und Einbeziehung derBeschäftigten!
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Das imaginäre Interview: Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Bayer-Mitarbeiter liebe Schering-Kollegen, hier wird uns gesagt, dass ihr mit viel mehr Leuten, weniger leistet. Wie seht ihr das? Schering-Mitarbeiter: Oh, das wird bei uns umgekehrt auch erzählt. Der Bayer-Wasserkopf scheint enorm zu sein: eine Holding, verschiedene Vorstände und Aufsichtsräte. Findet ihr das effizient, dass Dienstleistungen, wie IT, Bildung und Ausbildung, oder das Personalwesen bei euch von externen Firmen erledigt und umständlich abgerechnet werden müssen? Wir haben vielleicht mehr Leute in den Bereichen, und – der Erfolg gibt uns recht. Schering steht im Ergebnis sehr gut da, darum wurden wir von Bayer gekauft. So schlecht kann unser Laden also nicht laufen, oder? Schering-Betriebsrat: Wir haben für die Beibehaltung der Dienstleistung gekämpft, und darauf sind wir auch stolz. Noch im letzten Jahr konnten wir durch Aktionen mit den Mitarbeitern die Ausgliederung der Kantine und der Energiebetriebe abwehren. Bayer-Mitarbeiter: Wir bei Bayer haben in den letzten Jahren mehrere Personabbauaktionen hinter uns gebracht und dabei über 1000 Arbeitsplätze verloren. Bei uns ist eine Schmerzgrenze erreicht! Schering-Mitarbeiter: Wisst ihr nicht, dass wir auch eine Fokusstrategie hatten? Weltweit werden 12 Standorte geschlossen. Das Forschungsgebiet Herz-Kreislauf wurde eingestellt. In Bergkamen ist es sogar zu betriebsbedingten Kündigungen gekommen. 163 Beschäftigte wurden in eine Auffanggesellschaft überführt. Durch Arbeitszeitverkürzung konnte der Abbau von 114 Arbeitsplätzen verhindert werden. Trotzdem haben wir insgesamt über 400 Leute weniger. Auch bei uns ist die Schmerzgrenze erreicht.
Statt dem jeweils anderen die Schmerzen an den Hals zu wünschen, sollten wir überlegen, wie wir gemeinsam eine Grenze für weitere Zumutungen seitens der Arbeitgeber setzen. Lasst uns gemeinsam für die Arbeitsplätze aller eintreten!
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