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100 Arbeitsplätze bei Sanofi auf der Kippe
06.03.2007 | 20:34 Uhr

Frankfurt Höchst, 24.2.07.
100 Arbeitsplätze stehen bei Sanofi-Aventis im Industriepark Höchst auf der Kippe. Das verkündete Geschäftsführungsmitglied Dr. Matthias Braun am Donnerstagnachmittag bei einer Betriebsversammlung der etwa 700 Mitarbeiter des Bereichs Chemie-Wirkstoffe, den der Sparkurs trifft. Besonders der Wegfall der Produktion von Vorstufen für das Antibiotika Ketek, dessen Markt vor allem in den USA weitgehend eingebrochen ist, sowie die „zunehmende generische Konkurrenz“, also das Aufkommen von Nachahmerpräparaten, mache eine Anpassung notwendig. Betriebsbedingte Kündigungen werde es aber keine geben, versichert Sanofi-Sprecherin Birgitt Sickenberger. Und konkrete Pläne gebe es auch nicht.

Die Reaktion der Mitarbeiter auf die Hiobsbotschaft fiel verhalten aus. Im Betriebsrat gehen die Meinungen dagegen deutlich auseinander. „Schön ist es nicht, dramatisch ist es auch nicht“, wiegelte Betriebsratschef Friedhelm Conradi, Mitglied der Gewerkschaft IG BCE, die neueste Entwicklung gegenüber dem Höchster Kreisblatt eher ab. „Die Geschäftsleitung hat ein Problem und muss halt mittelfristig handeln.“

Die Gruppe des „Standort Forum“ sieht das nicht ganz so locker. Mit Blick auf die beeindruckenden Gewinne des gesamten Unternehmens sagt Forum-Betriebsrat Klaus Lingner: „Es passt nicht zusammen, dass ein Unternehmen so gut verdient und so floriert und dann Stellen streicht.“ Er kritisiert die Unternehmenspolitik, die „ein saumäßiges Betriebsklima“ zur Folge habe. Vielfach würden Kollegen schlecht gemacht, damit die Folgen der Sparmaßnahmen andere treffen. Es gebe in manchen Betrieben ein regelrechtes Hauen und Stechen. Dass die Mitarbeiter bei der Betriebsversammlung verhalten reagiert hätten, sei verständlich: „Sie haben einfach Angst.“ Angst um ihre Arbeitsplätze.

Kosteneinsparungen von 20 Millionen Euro bei den Chemie-Wirkstoffen seien das Ziel, heißt es im Kreise der Mitarbeiter. Diese Zahl wollte Birgitt Sickenberger dem Kreisblatt nicht bestätigen. Überhaupt sei die Zahl 100 bei den zu streichenden Stellen nur eine Schätzung, die bis Ende 2008 reicht. „Ob es kommen wird, wissen wir noch nicht.“ Es bestehe die Hoffnung, dass „neue Projekte nach Höchst kommen.“ Da sei „einiges im Gespräch, aber noch nichts konkret“. Aber dies könne natürlich auch manchen Arbeitsplatzabbau verhindern.

Für Klaus Lingner stinkt der Fisch jedoch vom Kopf her. Will sagen: Da werde bei der Konzernleitung in Frankreich vorgegeben, dass 20 Millionen gespart werden müssen. Wie die Standortleitung dies umsetze, sei dann deren Problem. Er vermutet, dass es nur darum gehe, Geld für die zumindest gerüchteweise diskutierte Fusion von Sanofi-Aventis mit Bristol Myers-Squibb zu sparen. Zudem solle womöglich „die Braut auch durch Personalabbau attraktiv gemacht werden“. „Das ist kein Anfang einer großen Welle“, versichert derweil Birgitt Sickenberger. Aber für sie ist klar: „Wenn da die Zügel angezogen werden, dient das der Wettbewerbsfähigkeit.“


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