Zürich, 01.05.2007 - Organisationen aus Asien, Lateinamerika und Europa reichen bei der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft Beschwerde ein, weil sich Syngenta nicht an den unterzeichneten Verhaltenskodex hält. Der Problemfall ist einmal mehr die Vermarktung und der Verkauf des umstrittenen Sygnenta Pestizids Paraquat. Die beteiligten Organisationen fordern vom Schweizer Konzern den Rückzug des Produktes. Der Kassensturz von heute Abend (SF1, 21.05 Uhr), sowie eine Reportage von Temps Présent (TSR1, 26.4.07), zeigen die Hintergründe zum Problemfall Paraquat.
Nichtregierungsorganisationen* haben in Pakistan, China und Indonesien eine Erhebung gemacht, ob der Verkauf von Paraquat (Markenname: Gramoxone) in diesen Ländern dem Verhaltenskodex der FAO entspricht. Artikel 3.5 des Kodex schreibt vor, dass Pestizide deren Anwendung eine persönliche Schutzausrüstung erfordern, welche unkomfortabel, teuer oder nicht einfach erhältlich ist vermieden werden sollen – insbesondere im Fall von Kleinbauern in tropischen Ländern. Ohne Zweifel gehört Paraquat zu diesen Pestiziden. In vielen Europäischen Ländern ist die Anwendung von Paraquat verboten oder eingeschränkt, oder es gibt es spezielle Vorschriften zur Verwendung dieses Produktes. In Deutschland ist es von über 10 von Syngenta verkauften Herbiziden, dasjenige welches die höchsten Anforderungen an den Anwenderschutz stellt (Gummischürze, Halbmaske mit Partikelfilter, Schutzbrille etc.)
Die Erhebung** der NGO in den asiatischen Ländern hat nun ergeben, dass viele Pestizid-Verkäufer keine Schutzausrüstung verkaufen und nicht mal eine Aussage machen können, wo man diese erhält (über 70% der Händler in China und Pakistan). Doch selbst dort wo Schutzausrüstungen erhältlich sind, muss der Bauer grosse Wege zurücklegen und ist teilweise mit Preisen konfrontiert, welche die eigenen finanziellen Mittel sprengen. Der Verkauf von Paraquat in diesen Regionen ist demnach ein klarer Verstoss gegen den Verhaltenskodex und muss gestoppt werden. Zu gross ist das Vergiftungsrisiko, dem die Anwender unter diesen Bedingungen ausgesetzt sind. Die genannten Organisationen werden in diesem Sinne bei der FAO ein Beschwerde einreichen.
Trotz dieser Bedenken versucht Syngenta das Produkt mit aggressiven Werbekampagnen loszuwerden. Im letzten Herbst wurden die Käufer von Gramoxone in Costa Rica mit einem Wettbewerb angelockt, bei welchem man rund 1'000 US$ an „Inputs“ gewinnen konnte. Solche Kampagnen gehören bei Syngenta zum Standard. In Deutschland werden Traktoren für 100'000 Euro verlost, in Thailand Geländewagen und Motorräder. Syngenta verstösst somit gegen Artikel 11.2.18 des Kodex, der vorschreibt, dass die Pestizid-Werbung keine unangebrachten Anreize oder Geschenke beinhalten soll, die zum Kauf von Pestiziden ermuntern. Die Organisation RAP-AL aus Costa Rica wird deshalb bei der FAO ebenfalls eine Beschwerde einreichen
Im Wissen, dass die verbreitete Anwendung von Paraquat, insbesondere in Entwicklungsländern, nicht den notwendigen Sicherheitsanforderungen entspricht und somit ein grosses Sicherheitsrisiko darstellt, muss es unverzüglich vom Markt genommen werden. Wo es den Staaten an den Möglichkeiten fehlt diese Vorgaben selbst umzusetzen, ist es – ganz im Sinne des Verhaltenskodex – an den Firmen ihre Verantwortung wahrzunehmen.
Für weitere Informationen: François Meienberg, Erklärung von Bern: Tel: +41 44 277 70 04 oder 079 339 37 01 (nur am 1. und 2. Mai), Email: food@evb.ch oder www.paraquat.ch
*Pesticide Eco-Alternatives Center, China; Gita Pertiwi, Indonesien, Lok Sanjh, Pakistan; Pesticide Action Network Asia-Pacific; Malaysia, Erklärung von Bern Schweiz
Bericht «Pesticide users at risk» (englisch) http://www.evb.ch/p12606.html
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